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teilhaftig werden lassen, hat aber doch zur selben Zeit die — wenn auch
ganz vorübergehende — Niederlassung von Ninoritenbrüdern (Franzis
kanern) am hiesigen Orte begünstigt, 1 ) welche im 14. Jahrhundert sich der
Jugenderziehung in hiesiger Stadt angenommen haben sollen. 1 2 3 )
tUie steht es nun demgegenüber mit der enormen Schuldenlast, die der
sandgras den armen Brüdern für ihre Niederlassung aufbürdete? So wird
man fragen. Die Sache klärt sich teilweise auf, wenn wir hören, daß im
Jahre 1300 der Fürst ihnen die Hälfte der Schuld mit 50 Mark Silbers er
lassen hat gegen die Verpflichtung, täglich in der Kapelle feiner Burg zu
Cassel, einerlei ob die Herrschaft anwesend ist oder nicht, eine Nesse zu
lesen.*) Für den Erlaß der übrigen Zinsen aber wird sich auch wohl ein
Grund gefunden haben.
Der Bau der (architektonisch sehr beachtenswerten) Brüderkirche hebt
etwa mit dem Jahre 1298 an, als der tUeihbischof Heinrich des Erzbischofs
von Köln dazu einen 40tägigen Ablafj erteilt. Am 3. Juni 1304 weiht Bischof
Heinrich von Khaedestus (Rhodosto an der Fropontis), Weihbischof des Erz
bischofs von Nainz, den Altar der Patronin, der heil. Jungfrau Naria im
Karmeliterhause, und gibt außerdem noch für Spenden zum Geleuchte, zu
Kelchen, Büchern usw. den üblichen Ablaß. Nan sieht also, wie sehr es noch
fehlte. Auch ging der Bau nicht eben rasch vonstatten. Jm Jahre 1331 sehen
wir den Chor vollendet, den Kreuzgang vor 1357; der Schluß des Gewölbes
und damit die Fertigstellung des Kirchenschiffes fällt in das Jahr 1376, wie die
Jnschrift an dem äußeren Strebepfeiler links vom Nordportal der Kirche, als
sie noch lesbar, in dem Chronostichon anzeigte:
8
TemMpora ftrVCtVre Vers Vs notat hIC Lege CaVte. 4 )
Die Kirchweihe der Brüderkirche fiel auf den Nittwoch nach dem
Sonntag Quasimodogeniti. Sie zog viel Volks in die Stadt und ward somit
im Cause der Zeit Veranlassung zur Entstehung eines Jahrmarktes, des dritten
im Jahre, der von dem reichen Ablaß, darüber die Brüder verfügten, den
Namen der Brüderablaß bekam.
1) Urkunden von 1312, Juni 29. und Juli 6. und von 1315 im Staatsarchiv
Marburg, Kl. Ahnaberg.
2) Uleber, Geschichte der städtischen Gelehrtenschule zu Cassel, S. 6.
3) Die Regesten der betr. Urkunden von 1300, Jan. 31. und Febr. 18. bei Grote-
fend, Tlr. 400 und 402.
4) „Die Zeit der Erbauung macht dieser Uers bekannt, lies (ihn) aufmerksam.“
Schmincke: Beschreibung der Residenz- und Hauptstadt Cassel, S. 362.