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Jn hiesiger Stadt versah inzwischen die freiwillige Turner-Feuerwehr die not
wendigen Wachen.
Am 19. 7uni nachmittags rückten die Freuten ein. Line Abteilung
Husaren eröffnete den Zug; dann folgte General von Beyer, der Führer des
preußischen Jnvasionskorps, an der Spitze des 39. Jnfanterieregiments. Line
halbe Batterie Artillerie und ein Bataillon des 32. Regiments machten den
Beschluß. Die Truppen kamen durch das Frankfurter Tor, marschierten die
Fünffensterstraße herauf über den Meßplaß durch die Königsstraße zum Fried
richsplatz. Line Stunde später rückte noch das 9. (rheinische) Husarenregiment
ein. Der größte Teil der Soldaten wurde in den Kasernen untergebracht;
der Rest lag auf dem Siechenhof und in der Hnterneuftadt. General von Beyer
erließ eine Proklamation an die hessischen Brüder, die in den konziliantesten
Ausdrücken abgefaßt war. Kurfürst Friedrich Wilhelm, der getreu seiner Ver
sicherung, daß er auf dem Boden der Bundesverfassung stehend sich nicht im
Krieg mit Preußen befinde, auf Wilhelmshöhe geblieben war, wurde kriegs
gefangen erklärt und am 23. Juni, vormittags 10 Uhr, nach Stettin abgeführt.
Am 28. übernahmen der preußische Regierungspräsident von Holler und der
General von Werder die Administration des Kurstaates. Tlachdem der Friede
von Prag die Neugestaltung Deutschlands genehmigt hatte, erfolgte am 8. Ok
tober, einem Nontag, vormittags 11 Uhr, die feierliche Verkündigung der
Besitzergreifung Hessen-Cassels durch den preußischen Staat. Von dem Balköne
des roten Palais herab verlas der zum Oberpräsidenten der neuen Provinz
Hessen-Nassau ernannte Herr von Nöller in Gegenwart des Generalgouver
neurs von Werder eine „Allerhöchste Proklamation an die Einwohner des vor
maligen Kurfürstentums Hessen", sowie ein Patent wegen Besitznahme des
selbigen Kurfürstentums, worauf er unter einem Hoch auf des Königs Majestät
die Vereinigung mit der preußischen Monarchie für vollzogen erklärte. Diesem
Akte wohnten die Behörden und Notabein der Stadt auf besonderen, auf
dem Friedrichsplatze errichteten Tribünen bei, die Zünfte waren in feierlichem
Aufzuge erschienen. Die Geschütze donnerten, die Glocken läuteten von allen
Türmen, und auf dem kurfürstlichen Schlosse wurde die Fahne mit dem preußi
schen Adler gehißt. Die Männergesangvereine Cassels stimmten einen Fest
gesang an, der eigens für die Feier gedichtet war. Nachdem es sechshundert-
undneunzehn Jahre rühmlich unter eigenen Fürsten aus demselben Hause
bestanden, hatte das hessische Staatswesen damit ein rühmloses Lnde erreicht.
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