Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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nach Schloß Philippsruhe bei Hanau und bestimmte durch Erlasj uom 17. 
September das benachbarte Wilhelmsbad zum Sitze der Regierung. Am 30. 
September wurde der Kriegszustand verschärft; Kriegsgerichte wurden für 
Hergehungen eingesetzt, die sonst vor das Forum der ordentlichen Gerichte ge 
hörten. Am 2. Oktober ward der alte Generalleutnant von Haynau, Hater 
des Kriegsministers, trotz seinen Jahren, wieder reaktiviert. Denn dieser, ein 
illegitimer Sproß Kurfürst Wilhelms I., galt als dem regierenden Herrn un 
bedingt ergeben. Eine Woche später hielt er bei der Parade eine Ansprache 
an die Offiziere der Lasseier Garnison, die von ihnen unbedingte Unterwer 
fung unter den Willen des obersten Kriegsherrn forderte, im Falle dieser ge 
nötigt fein würde, gegen die verfassungstreuen Beamten vorzugehen, eine 
Zumutung, die das hessische Offizierkorps, da feine Mitglieder ebenfalls auf 
die Herfassung vereidigt waren, als mit seiner Ehre unvereinbar erachtete. 
Die Folge war, daß 241 Offiziere ihr Abschiedsgesuch einreichten. Tlur 16 
schlossen sich aus. Jn Cassel bildete sich sofort bei der Kunde von diesem Schritt, 
der die Bewunderung von ganz Deutschland hervorrief, ein Hilfsausschuß, 
um die etwa nötigen Geldmittel aufzubringen, falls die Gehaltsbezüge der 
Offiziere gesperrt werden sollten. 
Tlun nahm das Derhängnis seinen Lauf. Am 11. Oktober fand jene Zu 
sammenkunft des Kaisers von Österreich mit den Königen von Bayern und 
Württemberg in Begrenz statt, auf der die Ordnung der kurhessischen Her- 
hältnisse von Bundes wegen beschlossen wurde, nachdem die Landesregierung 
sich für unvermögend hierzu erklärt hatte. Am 25. Oktober beschloß der 
Bundestag die militärische Exekution; am 27. wurde dieser Beschluß durch 
das kurhessische Gesetzblatt bekannt gemacht, und am 1. Tlovember rückte 
das bayrisch-österreichische Exekutionskorps, 25000 Mann, unter dem Befehl 
des Generals Fürsten von Thurn und Taxis, in die Provinz Hanau ein. Die 
Strafbayern waren da! 
Jhnen gegenüber war Hessens einzige Hoffnung auf Preußen gesetzt. 
Preußen, das dem Bund noch nicht wieder beigetreten war, unterhielt zur 
Herbindung feiner getrennten Landesteile eine Etappenstraße durch Kur 
hessen, deren Unterbrechung durch das Einrücken der Bayern eine Lebensfrage 
für den Staat bedeutete. Auch hoffte man, es werde die kurhessische Her 
fassung nicht durch den Bund vergewaltigen lassen, wie andererseits letzterer, 
während er gegen Kurhessen vorging, mehr die Regelung der deutschen Frage 
im antipreußischen Sinne bezweckte. Die zweite deutsche Großmacht sollte 
in Hessen gedemütigt werden. 
Kurze Zeit standen Krieg und Frieden auf des Messers Schneide. Am 
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