Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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freundvetterlichem Besuche einfanden. — Aber im Innern des Kurstaates 
ging der Kampf weiter. Auch der neugewählte Bandtag verweigerte am 31. 
August die Forterhebung der Steuern, worauf am 2. September, am selben 
Tage, wo der Bundestag — ohne Freußen — wieder eröffnet wurde, feine 
Auflösung erfolgte. Die Stände, insofern im Unrecht, als sie erst, ehe sie den 
neuen Ministern Mißtrauensvoten erteilten, deren Taten hätten abwarten 
müssen, hatten mit ihrem verhängnisvollen Beschluß der Bundesregierung 
tatsächlich die Möglichkeit genommen, die Aufgaben des Staates zu erfüllen. 
Eine landesherrliche Verordnung vom 4. September erklärte daher das Ver 
halten der Stände für verfassungswidrig und als Rebellion und verfügte die 
Forterhebung der Steuern. Drei Tage später wurde der Kriegszustand über 
das Band verhängt und dem General Bauer unbeschränkte Autorität über 
tragen. Vergebens legte am nächsten Tage der hiesige Stadtrat Verwahrung 
ein und erklärte die Maßregel für ungesetzlich. Während die Bandesbehörden 
gemäß dem Beschlusse des landständischen Ausschusses, daß die indirekten 
Steuern zwar forterhoben, aber bis auf weiteres reserviert werden sollten, 
sich begnügten, keine Stempel mehr zu verwenden, sondern diese einfach zu 
notieren, nahm der Kampf auf seiten der Regierung immer schroffere Formen 
an; auf beiden Seiten wurde man gedrängt, die Konsequenzen schärfer und 
schärfer zu ziehen. Ein Zurückweichen war unmöglich; denn ganz Deutsch 
land blickte auf den Kurstaat, um dessen liberale Verfassung jetzt das Ringen 
anhob. 
Jn der Tlacht vom 12. zum 13. September ließ sich Friedrich Wilhelm 
durch die Vorspiegelung seiner Räte, unter denen neben Hassenpflug jetzt 
Vilmar, Referent für die geistlichen und Schulangelegenheiten im Ministerium, 
dominierenden Einfluß gewann, daß das Militär unzuverlässig und schwierig 
sei, bewegen, seine Residenz fluchtartig zu verlassen. Mit den genannten beiden 
Männern fuhr er frühmorgens um 2 llhr in einem Kutschwagen, ein aufge 
spanntes Taschenmesser auf dem Knie, zunächst über Münden nach Hannover, 
sich beim König Ernst August Hilfe zu holen, dann — da er hier nichts aus 
richtete — weiter über Düsseldorf und Cöln nach Frankfurt. Ein hannover 
scher Offizier, der aus Münden eilends hierher geritten kam, weil die Flucht 
des Kurfürsten den Glauben veranlaßt hatte, daß ganz Cassel im Aufruhr 
sei, war nicht wenig überrascht, als hier die alltägliche Ruhe in allen Straßen 
herrschte und der Stadtkommandant General Bauer, bei dem er sich meldete, 
erstaunt die merkwürdige Rachricht von ihm beim Morgenkaffee empfing. 
Von Frankfurt, wo er die Hilfe des Bundestages gegen feine wider 
spenstigen Behörden in Anspruch genommen hatte, begab sich der Kurfürst 
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