Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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die Fulda. An der 6cke der Fünffensterstraße waren andere beschäftigt, die 
Worte „ Garde-du-Korps-Plaß" mit schwarzer Farbe zu überstreichen und dieses 
schwarze Feld mit Kot und Gelb einzurahmen, so daß die deutschen Farben 
Schwarz-Rot-Gold herauskamen. Jn das innere Feld schrieb man „Rational- 
plaß", wie denn auch an der Kaserne selbst mehrere Zettel angeklebt waren, 
auf denen geschrieben stand „Rational-Kaserne" — auch „Rational-Eigentum". 
Solche mehr kindische Ausgelassenheiten ließen erkennen, daß die Bewegung 
ihren Höhepunkt überschritten hatte und stark im Abflauen begriffen war. 
Jn der Königsstraße erfuhr Seidler den Beschluß der Ständeuersammlung, 
vom Bandesherrn die Auflösung der Garde-du-Korps zu fordern, sowie daß, 
nachdem der Kurfürst seinerseits bereits die geschehene Tatsache in das Stände 
haus habe melden lassen, die Volksvertreter beschlossen hätten, ihm in corpore 
ihren Dank auszusprechen. Diesem Zuge schlossen sich eine Menge Bürger, 
auch viele Bürgergardiften in Uniform an. „Wenn es nicht schon geschehen 
wäre," meint Seidler — „wenn nicht der wilde Tumult der Rächt dem Fürsten 
den Entschluß abgerungen hätte, sie würden wohl schwerlich noch ihren Zweck 
erreicht haben." 6r selbst blieb dem Zuge fern, da er ja schon feinen Dank 
für die hochherzige Entschließung ausgesprochen hatte. Auch gab es Wichti 
geres zu tun. 
Ein unbekannter Herr trat nämlich auf der Straße an Seidler heran 
und sagte zu ihm: „Jch bitte Sie, Herr Oberst, gehen Sie nur einmal ins Zeug 
haus! Wenn das noch einige Stunden so fort geht, so bleibt auch nicht ein 
Säbel darin. Es geht da fürchterlich her." Auf diese Mahnung eilte Seidler, 
so schnell er konnte, dorthin. Unterwegs begegneten ihm eine Menge Beute, 
Erwachsene und auch unreife Jungen, mit Büchsen, Säbeln und sonstigem 
Gewehr. Ilm das Zeughaus herum war das Gedränge so groß, daß er Mühe 
hatte durchzukommen. Uor den Zeughaustoren stand eine Kompagnie 
Bürgergarde, doch ohne ernstlich sich zu bemühen, den Eindringenden zu 
wehren. Man meldete ihm, daß in den oberen Räumen alles voll Menschen 
sei; und was das Merkwürdigste war: eine große Menge auswärtiger Band 
leute drängte sich herzu, um sich ihren Teil von den Waffen zu holen. Seidler 
stellte nun sofort Posten auf die Wendeltreppe (die Eingangstür zu derselben 
ist jetzt vermauert) mit der bestimmten Weisung, keinen Menschen mit einer 
Waffe herunter, aber auch niemanden mehr hinauf zu lassen. Dann wandte 
er sich an die Menge vor dem Zeughause und hielt folgende Ansprache: „Mit 
bürger, wollt ihr, daß unsere Waffen hier herausgeholt werden, um ins Han 
noversche zu gehen? Schon find eine Menge zum Beipziger Tore hinaus 
gebracht. Wer muß denn die Waffen bezahlen, wenn statt der fehlenden 
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