Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel


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II. 
Cassel als Hauptstadt von Hiederheslen. / ßründung 
zweiter Städte, 1277—IZ7ö. 
Candgraf Heinrich I. erbaute sich um das Jahr 1277 in Cassel ein neues 
Schloß. 1 ) Damit wurde unsere Stadt die Hauptstadt des Tliederfürstentums 
Hessen, an Stelle uon Gudensberg; während Marburg noch lange den gleichen 
Rang im Oberfürstentum, dem fände an der sahn, behauptete. Die neue 
Burg wurde auf der Anhöhe über der Fulda erbaut, wohl an der nämlichen 
Stelle, wo früher das feste Haus gestanden hatte, das unserer Stadt den Tlamen 
gab. Ob letzteres damals bereits beseitigt war oder umgebaut wurde, wissen 
wir nicht. Jn der Chronik heißt es nur: Candgraff Henrich zu Hessen, den 
man nante das Kind zu Hessen, bauete das Schloß zu Cassel. Ohne Burg war 
die Stadt bis dahin jedenfalls nicht gewesen; denn es werden noch im letzten 
Jahre der thüringischen Herrschaft, in einer Urkunde aus den Tagen uom 
25. Dezember 1246 bis zum 16. Februar 1247, Burgmannen dahier genannt, 
die kaum anderswo ihren Sitz gehabt haben können als auf jener Höhe. 1 2 ) 
Damals werden als Zeugen in Cassel aufgeführt: die Brüder 6rph und 
Burchhard Grafen uon Bilstein und die übrigen Burgmannen (milites) und 
Bürger derselben Stadt, mit Hamen Heinrich uon Blumenstein, Heinrich uon 
Sylo (Sielen), Heinrich uon Wahnhausen, Meinward uon lüolfsanger, Rupert 
Haschei, Sifrid und Werner uon Streithausen und Konrad uon Cassel Und 
in einer Urkunde uon 1248 3 ) finden wir als Burgmannen (castrenses) den 
schon genannten Grafen Erpho, den einst berühmten Ritter Konrad uon 
Eiben, den Ritter Megenwarth, der wohl mit dem eben genannten Meinward 
uon Wolfsanger identisch ist, sowie einen Ritter Gumpert, welcher in der 
eben zitierten Urkunde uon 1246/47 genauer als Gumpertus miles de Casle 
bezeichnet ist. Damals uerkauft er Güter in Frielendorf an das Kloster 
Kappel am Spieß. Es gab also auch eine Familie, die sich nach unserer 
Stadt benannte. 
1) Hessische Congeries, herausg. von Heb elthau in der Zeitschrift für hessische 
Geschichte, Bd. 7, S. 309—384, z. J. 1277. — Grotefend: Regesten der Landgrafen uon 
Hessen. Harburg 1909, Hr. 199. 
2) Hfs. hass. 2o 109 der Casseler sandesbibliothek (Diplomatarium hassiacum) Bd. 2. 
3) Schminckes Honim. hassiaca, Bd. 4, S. 641.
	        
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