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der niederen Klassen dadurch zugezogen hatte, daß er als Postmeister regel
mäßige Postfahrten nach Wilhelmshöhe eingerichtet hatte, durch welche sich die
Droschkenkutscher in ihrem Erwerb geschädigt fanden. So hängt die Popula
rität und ihr Gegenspiel oft an kleinen Ursachen. Die Wogen der allgemeinen
Aufregung gingen noch sehr hoch, bis endlich eine Abteilung Bürgergarde
im Laufschritt erschien und den Platz vor dem Rathaus säuberte.
Aber nun wälzten sich die Nassen nach einem anderen Ort. Ein Leutnant
Weber von der Artillerie sollte tags vorher im Kreise feiner Kameraden ge
äußert haben: der sei ein Hundsfott, der Bürgerblut vergieße! — Ein anderer
Leutnant, Darapsky mit Tlamen,' sollte diese Äußerung verraten haben,
worauf Weber in das Kastell abgeführt worden sei. Drohend erschienen jetzt
große Uolksmassen vor der alten Zwingburg an der Puldabrücke und ver
langten die freigebung des Leutnants, widrigenfalls sie die Tore sprengen
würden. Schon suchten sie über die Zugbrücke einzudringen, als der Posten
das äußere Tor eilig zuwarf und die Riegel vorschob. Da hatte der Komman
dant des Kastells, Major Willius, einen sinnigen Einfall. Plötzlich öffneten
sich die Tore, und von zwei Soldaten begleitet, trat ein Artillerieleutnant
heraus. Alles eilte heran, den brauen Leutnant Weber zu sehen, man drückte
ihm die Hand und ließ ihn hochleben. Da aber hieß es plötzlich: „Das ist ja
der Weber gar nicht!" und mit erneuter Wut drang die Menge gegen das Ka
stell, während andere wieder dem Leutnant Darapsky, der in der Artillerie
straße wohnte, an das Leben wollten. Der Tumult ward schließlich so heftig,
daß der Kommandeur der Bürgergarde Generalmarsch schlagen ließ. Auch
der Stadtkommandant, Generalmajor von Specht, eilte auf die Hachricht,
daß das Kastell bedroht fei, mit der Hauptwache herbei und ließ scharf laden.
Auf die Vorstellungen eines Bürgergardenoffiziers, die Menge nicht noch mehr
zu reizen, verließ er jedoch, von den Schreiern verfolgt und bedroht, aber
sonst unbehelligt, den Holzmarkt.
Hoch vor Einbruch der Hacht gelang es der Bürgergarde, indem sie die
Ober- und die Xlnterneustadt von der Altstadt absperrte, die Dolksmassen
auseinander zu treiben und zur Ruhe zu bringen. Der Kurfürst, der sich über
die Haltung der Truppe sehr lobend ausgesprochen hatte, war bereits um
4 Uhr nach Wilhelmshöhe gefahren.
Der folgende Tag verlief im ganzen ruhig. Am Abend erschien eine
Proklamation des Landesherrn, welche sich den Forderungen des Volkes
gegenüber präziser ausdrückte. Die Zensur bei Besprechung innerer Landes
angelegenheiten wurde für aufgehoben erklärt. Die den Privatgottesdienst
der sogenannten Deutschkatholiken und Taufgesinnten hindernden Verfü-
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