Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

19 2* 
Blutbann hatte. Es ist mainzifches sehen. Die Casseler Schultheißen ver 
walten einige Gerichtsbezirke, vielleicht die Ämter oder Hundertschaftsbezirke 
Ahna und Fuldhagen, welche sich aus dem allgemeinen Hundertschaftsuerband 
losgelöst haben. An dieser letzteren Tatsache selbst will der Erzbischof nichts 
mehr ändern, weshalb er darüber nicht nach sehnsrecht verfügt, sondern 
sie pfandweise abgibt, zusamt den ihm in Cassel und Veithagen zufallenden 
Zehnten. Tlur sollen die Casseler Jmmunitäts- oder Vogteileute sich nicht 
auch dem hohen Gericht des Grafen, das über Hals und Hand geht, ent 
ziehen dürfen, sondern auf Vorladung hier gleich den noch dem Kirchdit- 
molder Gerichtssprengel zugehörigen Massen vor dem vom Erzbischof be 
stellten sandrichter erscheinen. An die Stelle der Schultheißen treten die 
Brüder von Wolfershausen, treue Mainzer Burgmannen auf dem Heiligen 
berg, den sie eben jetzt als Stützpunkt der mainzischen Macht neu befestigen. 
Sie werden tatsächlich zu Herren der Stadt. 1 ) 
Es lag auf der Hand, daß, wenn der Erzbischof weiter über die sehen 
seines Stuhls in dieser Weise verfügte, damit die Auflösung des eben sich bil 
denden Territoriums besiegelt war. Darum verstehen wir auch, weshalb die 
hessischen Stände auf die Kunde vom Tode des letzten Thüringers zu einem 
sandtag (man weiß nicht, ob auf der Mader Haide, am Spieß oder sonstwo) 
zusammentraten, um das Erbrecht des jungen Heinrich anzuerkennen — 
eine Überlieferung, die man mit Unrecht in Zweifel gezogen hat, — und wir 
verstehen ferner die Eile, mit der die Bürger von Cassel die Anwesenheit 
von Heinrichs Vater im fände benutzen, um sich ihre Privilegien bestätigen 
zu lassen. Keine andere hessische Stadt hat das für nötig gehalten. 
Freilich hat es erst schwerer, nahezu 20 Jahve dauernder Kämpfe be 
durft, bis Heinrichs tapfere Mutter Sophie die Hechte ihres Kindes durch 
gesetzt hatte, in welchen Kämpfen mit geistlichen Waffen nicht minder wie 
mit weltlichen gefochten wurde. Dem über ganz Hessen verhängten kirch 
lichen Interdikt unterlag auch Cassel mit Ausnahme des Ahnaberger Klosters, 
welchem der apostolische segat Kardinal Hugo im Jahre 1252 den Gottes 
dienst, doch ohne Glockengeläut und bei verschlossenen Türen, nachgab; 1 2 ) wie 
sich denn in jener Zeit das Kloster überhaupt der Gunst des apostolischen 
Stuhles zu erfreuen hatte. Es erlangte nämlich von Papst Jnnocenz IV. im 
Jahre 1251 für seinen Propst die Tracht der regulierten Kanoniker und, 
1) Die Coslösung des Stadtgerichts aus dem Candgerichtsuerband konnte damals 
erst ganz jungen Datums fein. Denn 1225 nehmen Schultheiß und Konsuln noch an einer 
Gerichtsverhandlung teil. 
2) Urkunde des Klosters von 1252, Sept. 18 im Staatsarchiv Marburg.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.