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zu bringen. Der Jubel, der darüber in unserer Stadt herrschte, war grotz;
abends war allgemeine Illumination, und eine Deputation des Stadtrates
überbrachte dem Kurprinz-Mitregenten den Dank der Einwohnerschaft.
Mitte 1845 wurde mit dem Bau begonnen. Tloch im nämlichen Jahre kamen
auch die Verhandlungen mit den anderen beteiligten Bundesstaaten über die
Ausführung der Main-Weserbahn zustande, die Cassel mit Frankfurt verband.
Die Fabriktätigkeit hatte bereits in den 30 er Jahren einen lebhafteren
Aufschwung genommen. Doch immer blühte die Arnoldfche Tapetenfabrik,
ebenso wie die ehedem Anesorgesche Kattun- und Ätzweberei auf dem Agat-
hofe (später Spindler, dann Derong). Bedeutend und von europäischem Ruf
war die Wachstuchfabrik von Henkel vor dem Kölnischen Tore; auch die von
Stück ist zu nennen. Die Tabaksfabriken von Thorbecke, Pfeiffer, Dlrich,
Strubberg, Breda, Rosengarten machten zum Teil ein bedeutendes Geschäft.
Die chemische Fabrik von G. 6. Habichs Söhnen erlangte Weltruf. Die von
Fr. Moldenhauer begründete Deusilberfabrik bot damals ganz neue Fabrikate
in vorzüglicher Reinheit. Dennen wir noch die Wagenfabriken von Braun
und Thielemann, die Kubische Pappschachtelfabrik, die Kalisiedereien von
Pfeiffer und Schwarzenberg, so wird man den Hauch des neuen Bebens spüren.
Vornehmlich aber trat, seitdem 1836 der Oberbergrat C. A. Henschel die Gel
tung übernommen hatte, der als zweiter Begründer der Firma gelten kann,
die Henschelsche Fabrik allen übrigen voran. Die Hauptgegenstände ihrer
Fabrikation waren Feuerspritzen, mit denen sie ganz Hessen versorgte, ferner
hydraulische Maschinen jeder Gattung, Gebläse für Eisenhütten, Walzwerke,
hydro-mechanische Pressen, Pressen für Buchdruck und {Lithographie, Mühlen
werke, Kreiselräder u. dergl., und endlich bereits Dampfmaschinen. Die erste
{Lokomotive wurde 1848 fertiggestellt. Dem Damen des Deubegründers ist
durch die von ihm erfundene Henschel-Turbine und des Henschel-Kessels ein
bleibendes Andenken in der Geschichte der Erfindungen gesichert.
Einen vorzüglichen Klang auf dem Büchermarkt erwarb sich endlich
in der Folge die 1837 gegründete Verlagsfirma von Theodor Fischer mit be
deutender lithographischer Anstalt. Jhre Druckerzeugnisse sind namentlich
auf naturwissenschaftlichem Gebiet (Palaeontographica) epochemachend gewesen.
Die Ausstellungen der Gewerbserzeugnisse der Jahre 1839 und 1842 —
diese Ausstellungen fanden nicht mehr wie früher alljährlich, sondern nach
langer Unterbrechung jetzt nur alle drei Jahre statt — waren ein Beweis, daß
die Jndustrie in ganz Hessen und speziell in Cassel einen lebhaften Aufschwung
genommen hatte.