darin eine Schilderung der Wilhelmshöher Parkanlagen. Leider hat der
Dichter den kleinen Roman nicht in die Gesamtausgabe seiner Werke auf-
genommen, so daß er heute eine literarische Seltenheit ist. Die witzigen, oder
wie der Kurprinz sich ausdrückte, „vorwitzigen" Ausfälle Dingelstedts zogen
aber diesem im Jahre 1838 seine Versetzung nach Fulda zu — ein Verbannungs-
dekret, das ihm Veranlassung gab, seinem Heimatlande ganz den Kücken zu
kehren, darin glücklicher als Ernst Koch, der tiefgebeugt durch den Verlust
der Braut und nicht im Einklang mit der herrschenden Geistesströmung seine
Stellung im Staat aufgegeben hatte und unstet in der Welt umherirrte.
Ein echter Dichter, und der war Ernst Koch, mochte freilich keinen
Sinn haben für die Tlotwendigkeit der endlosen Debatten um die richtige
Auslegung der Verfassungsparagraphen, mit denen die Landstände, durch die
Staatsregierung gezwungen, ihre Sitzungen ausfüllten, und die bei gutem
Willen auf beiden Seiten zu vermeiden gewesen wären. Gebrach es der Re-
gierung an diesem vielfach, so wissen wir heute, daß mit einer so freisinnigen
Verfassung wie der von 1831 der kleine Bundesstaat Kurhessen nicht regiert
werden konnte, wo man den größten Bundesstaaten die Verfassungen vor-
enthielt und die kurhessische dem Bundestag ein Dorn im Auge war. Wogegen
die Stände der Regierung überall und mehr, als es wirklich der Pall war, das
Bestreben unterschoben, an der Konstitution abbröckeln zu wollen. So wurde
der völlige Ausbau des Verfassungsstaates, wie ihn die Konstitution nörge
sehen, gehemmt. Gleichwohl ist die hessische Gemeindeordnung, die 1834
zustande kam, ein großartiges Werk der gemeinschaftlichen Arbeit von Staats-
regierung und Landesvertretung, und ebenso das Gesetz über die Ablösung
der Grundlasten, die durch die Schaffung der Landeskreditkasse (1832) er-
mö glicht wurde.
Plan spürt überall den Flügelschlag einer neuen Heit. 1834 wurde der
Verein für hessische Geschichte ins Beben gerufen; gleichzeitig der Kunst verein
begründet. 1836 trat der Verein für Naturkunde ins Dasein. Wie geistig
frei man sich damals fühlte, zeigte sich auf dem ersten „Protestantentag wider
die Feinde des Lichts", der am 14. August 1839 in den Flauern unserer Stadt
tagte. Einen wichtigen Schritt vorwärts tat das städtische Schulwesen mit der
Eröffnung der neuen Realschule, die am 4. Mai 1843 unter des trefflichen
Pädagogen Heinrich Gräfe Leitung ins Leben trat, und die den ausgesprochenen
Zweck hatte, ohne lästige Abschlußprüfungen für den praktischen Lebens-
beruf, insbesondere für die höhere Gewerbeschule vorzubereiten. Wenn
Handel und Gewerbe, in sichtlichem Aufschwung begriffen, eine andere Vor
bildung verlangten, als sie die bisherigen Schulanstalten gewähren konnten,
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