t
8
391
©0<SE>00<S>00<S>OOa2>00<S>00<S>00<S>00<S>00<S>00<S>00<3E>00<SS>00<32>00<S>00<ffi>00<S>0®
i
8
8
8
6
8
8
8
8
8
6
8
vorgeschriebene Pause abzuwarten, gab er der in der oberen Königsstrafje hal
tenden Garde-du-Korps das Zeichen, vorzurücken. Sofort schmetterte das
Signal zum Ginhauen durch die nächtlich dunkele Straße, und mit geschwun
genen Pallaschen sprengten die schweren Reiter in die dichtgedrängte wehrlose
Nasse, nach allen Seiten hin blutige Hiebe austeilend. Die nichtsahnende,
zum Tode erschrockene Menge, darunter Weiber und Kinder in großer Zahl,
suchte sich in das Theater zu flüchten, wurde aber von den ebenfalls erschienenen
Jägern wieder herausgezerrt. Das verzweifelte Weherufen der Verwundeten
und furchtbar zusammengepreßten Menschen setzte sich in das Jnnere des
Schauspielhauses, das bis auf den letzten Platz gefüllt war, fort, man drängte
heraus und wieder hinein, und die Kurfürstin, als sie von der wilden Aktion
gegen ihre guten Bürger hörte, sank tieferschrocken in Ohnmacht. Ganz zu
sammengebrochen darüber, die unschuldige Ursache gewesen zu sein, wurde
sie in ihr Palais zurückgebracht.
Unterdessen wütete der Säbel weiter. 6s war, als wollte die fürstliche
Beibgarde-Reiterei ihr Mütchen einmal an der Bürgerschaft kühlen. Denn
aus der Königsftraße schwenkten sie in einzelnen Trupps in die fast menschen
leeren Nebenstraßen, hier und dort harmlose Paßgänger, die ganz unbeteiligt
waren, ja sogar Beute, die nichtsahnend das Fenster öffneten, um nach dem
Bärm zu sehen, über die Köpfe hauend. Sogar in die Häuser drangen Militär
patrouillen ein und mißhandelten unter dem Vorgeben, sie verhaften zu
wollen, ganz Vnbeteiligte.
Gin solches brutales Vorgehen entflammte die sonst so harmlose Lasseier
Bevölkerung zu höchster Wut. Man erbrach die Türe zum Martinsturm, um
Sturm zu läuten, und es war nahe daran, daß ein wirklicher Aufstand los
brach; da trat nachts um 2 Uhr, nachdem die Soldateska zurückgezogen war,
die Bürgergarde wieder in Aktion und stellte die Ruhe her.
Man hat die Rächt die Garde-du-Korps-Racht genannt.
Der Polizeidirektor Gießler wurde am anderen Tage vom Amt sus
pendiert und in Anklagezustand versetzt wegen Überschreitung der Amts
gewalt. Das Obergericht verurteilte ihn zur Dienstentsetzung und zu mehr
jähriger Festungshaft, die ihm jedoch im Gnadenwege erlassen wurde. Gr
war überhaupt schon bald wieder in sein Amt eingetreten, und der Kurprinz
verlieh ihm für sein Wohl verhalten sogar das Ritterkreuz des Böwenordens.
Von den Offizieren wurde nur ein einziger, ganz junger Beutnant mit Arrest
bestraft, alle anderen wurden freigesprochen; man mußte also allerhöchsten
Orts das Verhalten des Militärs wohl gebilligt haben. Gine nachhaltige Ver
stimmung der hauptstädtischen Bevölkerung und ein tiefgehendes Mißtrauen
8
6
8
6
8
6
8
6
8
6
8
8
6
8
8
6
8
6
8
8
6
8
8
6
8
6
8
8
8