Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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ergreifende Ansprache. Nächtigen Gindruck machte es, als er sagte: „Durch 
alle Gemüter ziehe ein Zug des Nißmuts und der Trauer, welcher seinen Grund 
finde im Gefühl der allgemeinen Hot, und jener Ruf der Tlot werde durch das 
ganze Tand gehört, im Handel und Gewerbestande, auf dem Tande und in 
den geringen arbeitenden Klassen. Tiberall Klage über Vermögens- und 
Tlahrungsuerfall. Der Kredit, dieser mächtige Hebel des Verkehrs, fei tief 
gesunken, die geistigen und materiellen Kräfte, womit die Natur den Hessen 
nicht minder begabt habe als andere Völkerstämme, fühlten sich wie gelähmt. 
Der größte Teil der Familienväter lege sich nach dem täglichen Kampfe mit 
dem Notwendigsten besorgt nieder, womit er am andern Tage sich und den 
Seinigen Unterhalt verschaffe, denke mit Bangigkeit an seine Zukunft, an 
die Zukunft seiner Kinder. 
Nachdem 'Schomburg dann auf die Gefahren der Anarchie und der 
Volkswut hingewiesen hatte, wenn die Besitzlosen sich zum Kampfe gegen die 
Vermögenden rüsteten, fuhr er fort: „Cure Königs. Hoheit, es gibt ein sicheres 
Nittel, solche Gefahren von unserem Vaterlande abzuwenden ... Geruhen 
Füre Königs. Hoheit, die gesetzlichen Vertreter Jhres Volkes alsbald zu be 
rufen, über die Tlbel, worüber das Tand seufzt, sie zu hören und mit denselben 
die Nafjregeln zu beraten, wodurch diesen Tlbeln so viel als tunlich abgeholfen 
werden kann. Dies ist der Zweck und Jnhalt der von dreizehn bis vierzehn 
hundert Einwohnern unterzeichneten Bittschrift, welche dem Nagistrate 
gestern von der hiesigen Bürgerschaft mit dem Antrage übergeben ist, sie 6w. 
Königs. Hoheit alleruntertänigst zu reichen und zu lesen." 
Wilhelm II. hatte der Kede Schomburgs mit immer steigender Teil 
nahme zugehört; er war, als dieser von der Not des Tandes sprach, so gerührt, 
daß ihm die Thränen über die Wangen liefen und er versicherte, als Schom- 
burg geendet, daß er von solcher Tlot nichts geahnt und gewußt habe; daß 
er von der Nitteilung höchlich betroffen fei, da es doch immer fein eifriges 
Bestreben gewesen, das Wohl seiner Untertanen zu befördern, und daß er 
dem Wunsche, die Tandstände einzuberufen, gern willfahre. Als Tag des 
Zusammentritts bestimme er den 18. Oktober. — Bei dieser Zusage brach 
die Deputation in den Ruf aus: „6s lebe der Kurfürst!" Der mit anwesende 
Küfermeister Herbold trat an eines der Fenster nach dem Friedrichsplatze 
und schwenkte ein weißes Taschentuch als Zeichen, daß der Kurfürst willfahrt 
habe (Abb. Tafel 22). Wäre dies nicht der Fall gewesen, so war verabredet, 
daß er mit einem schwarzen Handschuh winken würde. Beim Anblick des 
günstigen Zeichens brach die auf dem Friedrichsplatz dichtgedrängte Nenge 
in begeisterten Jubel aus, und als der Kurfürst freundlich grüßend auf den 
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