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6. September kam es infolge der Stockung der Brotzufuhr und einer von den
Bäckern künstlich erzeugten Teuerung zu einem Krawall, bei dem verschiedene
Bäckerläden gestürmt und demoliert wurden, und dem erst in später Nacht
das Einschreiten des Militärs ein Ziel setzte. 6s war der sogenannte „Bäcker-
owend".
Die Bürgerschaft hatte sich bei diesen Ausschreitungen vorzüglich be
nommen; viele Bürger waren aus eigenem Antrieb bewaffnet zur Unter
stützung des Militärs herbeigeeilt, was Veranlassung gab, daß am nächsten
Tage etwa 300 derselben zusammentraten und mit Genehmigung des Stadt
rates und des Ministeriums einen Verein zur Herstellung und Befestigung der
öffentlichen Kühe bildeten; die nötigen Gewehre wurden aus dem Zeughause
abgegeben. Dies war der erste Anfang der nachmaligen Bürgergarde.
Mittlerweile hatte Kurfürst Wilhelm die Rückreise in Begleitung des
Kurprinzen und der Gräfin Keichenbach, sowie feines Generaladjutanten,
des Obersten Müldner, angetreten, auf die Nachricht jedoch, datz in der Re
sidenz eine grotze Erbitterung gegen die Gräfin herrsche, in Eisenach halt
gemacht — den 10. September. — Er sandte von hier den Adjutanten sowie
den inzwischen als Riualier von Meisenbug in den Adelstand erhobenen Kabi
nettsrat nach Cassel voraus, um über die hier herrschende Stimmung Erkun
digung einzuziehen. Beide kehrten zwei Tage darauf mit der vom Polizei
direktor Pfeiffer abgegebenen Erklärung zurück, datz die Casfeler Bürger
schaft in der plötzlichen Entfernung der gräflichen Kinder von Wilhelmshöhe
einen unverdienten Beweis des mangelnden Vertrauens schmerzlich erblickt
habe; auch walte seit der Verbreitung übelster Gerüchte über die angeblich
zum Teil gewaltsame Wegführung von kurfürstlichen Geldern und Effekten
aller Art die Besorgnis bei allen Ständen ohne Ausnahme ob, datz die Ankunft
der Frau Gräfin einigen zur Ruhestörung geneigten Subjekten und dem haupt
städtischen Pöbel den Vorwand für neue tumultuarische Auftritte bieten könne.
Die Ankunft Sr. Königl. Hoheit werde allgemein ersehnt und werde viel
zur Beruhigung beitragen. Aber mit der Rückkehr der Frau Gräfin werde
besser gewartet, bis dieser Zustand eingetreten sei, und deren Bruder halte
sich besser ganz von Cassel fern.
So geschah es denn; die Reichenbach blieb fürs erste in Eisenach, und
Herr Heyer von Rosenfeld nahm seinen Abschied aus dem kurhessischen
Staatsdienst.
Am Abend des 12. September langte der Kurfürst mit seinem Sohne
hier an und fuhr nach kurzem Aufenthalt im Stadt schloß alsbald nach Wil
helmshöhe weiter. Jeder feierliche Empfang war mit Rücksicht auf den Ge-
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