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Hessen-Cassel und die übrigen deutschen Kleinstaaten aufs schwerste schädigte,
und die Versuche Kurfürst Wilhelms II., sich demselben anzuschließen, zu wel
chem Zwecke er Josef uon Kadowitz im Jahve 1821 in besonderem Aufträge
nach Berlin entsandte, hatten lange keinen Erfolg. Nicht minder unterband
die Finanzkunst des eigenen Bandes durch hohe, zum Teil ganz zweckwidrige
Durchgangszölle den Transithandel. Die Mauthsperre an den Grenzen ver
nichtete den Verkehr mit den Nachbarländern, und die Aufhebung des Mün-
dener Stapelrechts durch die Weserschiffahrtsakte im Jahre 1823 wurde bei
dem Tiefstand des Erwerbslebens kaum empfunden. So ging damals der
hessische Gegenhandel fast ganz zugrunde, während andere einst auch in Cassel
blühende Jndustrien, wie die Zeug-, Kasch-, Kamelot-, Etamin- und Sammet
weberei, dem Wechsel der Mode zum Opfer fielen.
Am 23. März 1825 ließ Wilhelm II. die Hochzeit seiner Tochter, der
liebreizenden Prinzeß Marie, mit dem Herzog Bernhard Erich Freund uon
Sachsen-Meiningen im Belleuueschlosse mit allem Glanze feiern. Aber den
Kiß in der Familie konnte das Fest nicht verdecken; denn die Kurfürstin
und ihr Sohn verließen im Jahre danach ganz das Band. Anstatt die
Kattenburg auszubauen, schmückte Wilhelm II., da es an Räumlichkeiten
für die großen Hoffeste mangelte, sein Kesidenzschloß durch den Anbau
des roten Palais (von dem der große Berliner Baumeister Schadow gesagt
haben soll: Schade um das schöne Material!) und durch den Bau des Hofver
waltungsgebäudes, der jetzigen Kriegsschule. Baulustig wie er gleich allen
seinen Vorgängern war, hatte er den großen Plan, der Oberneustadt eine
Wilhelmsstadt nordwestlich anzugliedern, deren erster Anfang in der Wil-
helmsstraße vorhanden ist. An der entgegengesetzten Seite ließ er die Artillerie
straße erstehen. Die Seele seiner baulichen Unternehmungen war der Ober
baudirektor Bromeis. Aber weder dieser noch der Kurfürst konnten sich von
dem geist- und phantasielosen Biedermeierstil losmachen. Das beste Bauwerk,
das Bromeis geschaffen hat, ist der (leider uon seinem Platz entfernte) Triumph
bogen des Auetores (Abb. Tafel 22).
wie das gewerbliche, so stagnierte auch das geistige Beben, das unter
Wilhelms II. Vater in unserer Stadt eine wenn nicht glänzende, so doch an
mutige Blütezeit erlebt hatte. Hier nennen wir in erster Binie die Brüder
Jakob und Wilhelm Grimm, die als Bibliothekare der kurfürstlichen Biblio
thek dahier die Germanistik begründeten, deren hervorragendste Vertreter
sie sind. Jhr trefflicher Vorgesetzter, der Direktor der Bibliothek und des
Museums, Budwig Volkes, war ein tüchtiger Archäologe, stand aber wissen
schaftlich abseits. Nahe stand dagegen den Brüdern Ernst uon der Malsburg,
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