Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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Auch ein an die Gräfin selbst gerichteter Brief fand sich am 24. August 
frühmorgens unter dem Bogen des Verbindungsbaues zwischen dem tUil- 
helmshöher Schloß und dem rechten flügelbau, der — ohne Unterschrift — 
nur den guten Bat enthielt, den Oberpolizeidirektor u. Hanger, den finanzrat 
Deines und den Schlofjkastellan Hahn zu versetzen. 
£in Drohbrief kam aus der Schweiz, einer aus Dürkheim in der Pfalz; 
ein dritter wurde noch auf Wilhelmshöhe in einem Holzschuppen gefunden. 
Daß alle diese Zuschriften einer und derselben Quelle entstammten, 
ist nicht anzunehmen. Protz strengster Weisung, Stillschweigen zu beobachten, 
war merkwürdigerweise fast zur selben Zeit, wo der erste der Drohbriefe in 
des Kurfürsten Hände gelangte, im Journal des Debats in Paris ein Korre 
spondenzartikel erschienen, worin der Inhalt jenes Briefes mitgeteilt wurde, 
und nun machten sich andere das Vergnügen, den Adressaten noch weiter zu 
ängstigen. 
Denn die Briefe versetzten den Kurfürsten in eine maßlose Aufregung. 
Zu feinem persönlichen Schutz bildete er sich eine Gardegendarmerie, die den 
Dienst um seine Person versah. Die Polizei hatte Tag und Dacht keine Kühe, 
und ihr Chef griff zu den seltsamsten Haßregeln, wie z. B. daß er die Bäume 
am friedrichsplatz vor dem Palais abhauen ließ, damit nicht ein Attentäter, 
im Taubwipfel versteckt, von da aus den Tandesvater erschießen könnte. 
Tine eigene Vntersuchungskommission wurde noch 6nde Juli gebildet, 
bestehend aus dem Generalauditeur Bode als dem Tester und dem Obergerichts 
rat Schwenken aus fulda, sowie dem Oberauditeur Günste als Hitgliedern. 
Auch die übelberüchtigte Zentral-Hntersuchungskommission gegen dema 
gogische Umtriebe in Hainz hatte sich mit der Sache zu befassen. 
Der Kurfürst selbst aber nahm außer den berufsmäßigen noch eine An 
zahl Spione, die an ihn unmittelbar zu berichten hatten, in seinen Dienst. 
Die unsaubere Tätigkeit dieser Teute hatte eine Henge Verhaftungen zur 
folge; von den in Untersuchungshaft genommenen feien hier genannt der 
Kastellan im gräflich Hessensteinschen Hause Gngelbrecht, der Obergerichts 
kanzlist Gwerding, ein Kechtskandidat franckfurth, der Apothekergehilfe 
Koppen und der Stößer Hausmann in der Sonnenapotheke, ein ehemaliger 
Hilitär namens Gichenberg, ein Postoffiziant Heurer, der den ersten Droh 
brief auf der Post in Gmpfang genommen hatte, der Kabinettsarchivar Hüller, 
an dessen Adresse er eingelaufen war, ein Artillerieleutnant Kobert, der in 
der langen Untersuchungshaft wahnsinnig wurde, ein Kaufmann von Hof 
aus Hombressen und ein gewisser Horn, beide in Hünden, von denen letzterer 
sich durch den großen Gifer, den er zur Tüftung des Schleiers an den Tag 
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