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endigte mit einem schier kläglichen Piasko, und darin liegt feine schärfste
Verurteilung, daß das Volk trotz aller idealen Einrichtungen froh war, wieder
in feine alten Verhältnisse zurückkehren zu können. Der Staat hatte überall
eingerissen; was er aufbaute, konnte teils wegen der üblen finanzverhält-
nisse, teils wegen der Unfähigkeit und Korruption des Hofes und der Beamten
nicht gedeihen, die besten derselben, wie der finanzminister Bülow, mutzten
niedrigen Subjekten und den Hofkabalen weichen. Wirklich Gutes und Tleues,
das auch dauernd nachwirkte, wurde nur in der Schulverwaltung geschaffen.
Hiervon bei späterer Gelegenheit.
Und wie verhetz der König feine gute Stadt Cassel? Das alte Schloß
lag großenteils in Trümmern, die Kolonnaden hatte er niedergerissen, das
Modellhaus in eine Kaserne verwandeln lassen und die unersetzlichen Modelle
selbst, die für die heutige Kunstgeschichte eine einzig dastehende Merkwürdig
keit bilden würden, der Vernichtung preisgegeben. Das Museum war seiner
vornehmsten Schätze beraubt, von den Gemälden der Galerie waren 280 der
besten entführt oder entwendet worden, 48 hatte Cagrange allein gestohlen.
Die Bibliothek war verhangen und unbenutzbar, die Schlotzbibliothek von
Wilhelmshöhe mit ihren kostbaren Kupferwerken stand verpackt, um bei
erster Gelegenheit abgeführt zu werden.
Solches alles hervorzuheben, ist Pflicht, da es neuerdings zur Modesache
auch in Deutschland zu werden droht, die napoleonifche Zeit mit einem Glorien
schein zu umgeben, den sie hier im Bande wenigstens nicht verdient hat. Das
Beste, was sie hinterließ, waren die Jdeen der neuen Zeit, die einmal frucht
bringend wirken konnten und sollten.