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begriffen war. Man hörte von einzelnen Tliederlagen, doch nur uon solchen
der Generale Napoleons. 6r selbst, der Meister der Feldschlacht, war noch
immer siegreich gewesen. Liner Nachricht, die sich am 27. September in der
Stadt verbreitete, daß eine feindliche Abteilung in Braunschweig eingerückt
sei, und daß die Kosaken in einer Stärke uon 4000 Pferden in Mühlhausen
ständen, wurde geringe Bedeutung beigemessen. Denn der eigentliche Kriegs
schauplatz war fern, und der Hof trug eine so völlige Sorglosigkeit zur Schau,
daß auch die hiesige Bevölkerung unbekümmert um die nächste Zukunft war,
zumal westfälische Truppen in genügender Stärke in jene Gegenden abgerückt
waren, um ein weiteres Vordringen zu verhindern.
Ilm so größer war die Bestürzung, als am frühen Morgen des 28. Sep
tember die Kunde wie ein Lauffeuer durch die Stadt ging, die Kosaken stünden
vor dem Leipziger Tore! So war es: dem russischen Reitergeneral Czernitscheff
war es gelungen, mit einer fliegenden Kolonne von 5 Regimentern Kosaken,
etlichen Schwadronen Husaren und Dragonern und einer halben Batterie rei
tender Artillerie von 6 Geschützen, im ganzen etwa dritthalbtausend Mann,
die schwere westfälische Kavallerie und leichte Infanterie, die ihm aufs 6ichs-
feld entgegengeschickt war, vor sich her und seitwärts zu treiben und nach ei
nem nächtlichen kühnen Ritt über Ochtenau und Helsa Cassel völlig zu über
rumpeln. Die auf dem Forst zu Hbungszwecken in einer Schanze aufgestellten
sechs westfälischen Geschütze auf die Stadt richtend, sandten die Russen, im
dichten Nebel, der das Tal bedeckte, selbst unsichtbar, aus ihnen ihren Morgen
gruß herein und nahmen die entgegengeschickten Truppen kurzerhand gefangen.
Immerhin wären die in der Stadt zurückgebliebenen noch hinreichend
gewesen, diese zu halten. Der König erschien selbst zu Pferde auf dem Mar-
ställerplatz und ermutigte die Soldaten zur Gegenwehr. Man sperrte die
Fuldabrücke mit Wagen und tat weiterem Vordringen Einhalt, konnte aber
nicht hindern, daß das Kastell gestürmt und die Gefangenen befreit wurden,
etwa 130 an der Zahl.
Trotz dieses günstigen Standes der Verteidigung aber, und trotz seiner
anfangs gezeigten Kaltblütigkeit verließ lerome während des Gefechtes
um die Brücke, und während die russischen Kugeln aus Büchsen und Kanonen
in die Häuser am Markte einschlugen, seine Residenz und ritt zum Frankfurter
Tore hinaus, ihm voran die Jeröme-Husaren, lauter Franzosen, die ihm sein
kaiserlicher Bruder gestiftet hatte, und hinterher die Garde du Korps, eine
Abteilung der Gardegrenadiere mit den Fahnen und etwas Artillerie. Den
Oberbefehl in der Stadt hatte er dem Divisionsgeneral Allix übergeben;
ein gewaltiger Troß von Franzosen, Schauspielerinnen und Balletteusen folgten
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