Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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träglick zur Verantwortung zog? Der gute Mann uerstand zwar uom Bau 
wesen recht wenig, wie er dies z. B. auch bei Aufführung des runden Anbaues 
an das Museum bewiesen hat, allein er war ein Vetter des Juftizminifters 
Simeon. So hielt er sich in seiner Stellung bis zur Einnahme Cassels durch 
Czernitscheff, wo er beinahe ein Opfer seines Eifers in der Beitreibung rück 
ständiger Forderungen des königlichen Schatzes geworden wäre. 
Jerome bezog nunmehr das bisher uom Minister des Auswärtigen, 
£e Camus Grafen uon Fürstenstein, bewohnte kleine Falais in der Belleuue. 
Die Schloßfahne rückte also, wie man sich bedeutsam zuflüsterte, um ein Stück 
dem Frankfurter Tore näher, durch das zwei Jahre später der König wirklich 
abzog. Und daß sein Thron ein Raub der Flammen geworden, machte ihn 
selbst beklommen. An den Mederaufbau des Schlosses war bei den kläglichen 
Finanzuerhältnissen des Königreichs nicht zu denken. Man würde auch schwer 
lich imstande gewesen sein, die zugrunde gegangenen Teile im ursprünglichen 
Stil wieder aufzubauen, und so wäre der Gesamteindruck doch verloren ge 
gangen. Tlur die Juwelen der Königin, etwas uon ihrer Garderobe und einige 
Oeblingsftücke uon Möbeln wurden aus dem Brande gerettet. Als Entschädi 
gung für die Verluste wurde die Stadt Cassel veranlasst, die uon ihr zum Bau 
einer neuen Kaserne aufgebrachte Summe uon 1200000 Franken dem Könige 
als „don gratuit" zur Verfügung zu stellen. Jndes die Königin den davon 
auf sie entfallenden Anteil uon 400000 Franken annahm, lehnte Jerome 
den seinigen mit den Worten ab: „Je sais aussi bien uiure dans le luxe que 
m’en passer", — Worten, die er durch fein späteres Beben bestätigt hat. 
Kaiser Tlapoleon kleidete seine Teilnahme an dem Unfall in den la 
konischen Satz: „J’ai appris auec peine l’accident qui uous est arriue. Jl est 
fort heureux que ni uous ni la Reine n’ayez eprouue aucun malheur". Es 
interessierte ihn offenbar nicht. Denn er sah einen anderen, einen Weltbrand 
sich entzünden, der ganz Europa ergreifen wollte. Darum gilt fein Schreiben 
auch hauptsächlich den Fragen nach den Streitkräften des Königreichs bei 
dem nächsten Kriege mit Rußland. Und bange Sorge preßte die Kerzen der 
Zurückbleibenden, als im März 1812 das stattliche westfälische Heer ausrückte 
zur Vereinigung mit der großen Armee. 
Jeröme selbst verließ seine Residenz am 5. April, um zuerst sich nach 
Dresden in das Hauptquartier seines Bruders und uon da zu seinem Kom 
mando bei der großen Armee zu begeben, wo ihm die Führung des rechten 
Flügels anvertraut war. Bekanntlich aber machte er auch hier feine Sache 
so schlecht, daß ihm der Oberbefehl genommen und seinem persönlichen Gegner 
Dauoust übergeben wurde, infolgedessen Jeröme sofort seinen Abschied nahm 
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