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eine gesellschaftliche Verschmelzung der althessischen demente mit den
neu hinzugezogenen kam trotz dem Aufschwung, den das gesellige Heben nahm,
nie recht zustande. Gegenüber den Franzosen war dies leicht erklärlich; sie
waren vielfach aus der Hefe des Volkes und wenig vertrauenerweckend. Die
„deutschen Ausländer" dagegen, zumal die preußischen und hannoverschen
Beamten, wollten hinwiederum die Hessen ihre vermeintliche Überlegenheit
fühlen lassen und machten sich durch ihr hochmütiges und anmaßendes Wesen
und ihre Sucht, auf Kosten der „blinden Hessen" ihren Witz glänzen zu lassen,
noch unbeliebter als die Franzosen, mit denen sich zur Hot schon auskommen
ließ. Das „Große Kasino", der Brenn- und Sammelpunkt der vornehmen
Gesellschaft, ging übrigens bezeichnenderweise daran zugrunde, daß jeder
den anderen für einen Spion und Söldling der geheimen Polizei hielt.
Cbenso trat gegenüber den endlosen Festen des Hofes allmählich in
der Bürgerschaft das Gefühl des Überdrusses mehr und mehr hervor, zu
mal sie alle Augenblicke zur Verherrlichung des napoleonischen Hauses heran
gezogen wurde. Da war kein Geburts- oder Hamenstag, der nicht festlich be
gangen werden mußte, wobei des Königs Geburtstag, wie natürlich, in erster
Reihe stand. 6r fiel auf den 15. Hovember, also in eine verhältnismäßig un
günstige Jahreszeit, aber trotzdem verstand man, ihn zum Volksfest zu machen,
wobei die in Paris von den Gewalthabern der Revolution erfundenen und
in den Champs-Elysees veranstalteten „Volksfeste" getreu kopiert wurden.
Am Vorabend des Tages war große Jllumination. Sie wurde eigens
in jedem Haufe anbefohlen, und wehe dem, dessen Fenster dunkel blieben
oder sich zu spät erleuchteten! Die Polizei achtete genau darauf. Diese sorgte
auch dafür, daß auf dem Hofe des königlichen Schlosses zahlreiche Branntwein
tönnchen aufgestellt waren, aus deren Jnhalt das müßige Volk unentgeltlich
Begeisterung schöpfen durfte. Dafür füllte es dann die Straßen mit seinem
Jubelgeschrei, wenn das Königspaar abends zum Theater fuhr. Am selben
Tage wurden in allen Departementshauptorten, deren Westfalen acht zählte,
je zwei rechtschaffene Brautpaare, ein katholisches und ein evangelisches,
auf Kosten des Geburtstagskindes getraut und mit einer baren Summe von
100 Talern — diese allerdings nicht aus des Königs Privatschatulle, sondern
aus der Staatskasse — ausgesteuert. Weitere 100 Taler wurden an 6 arme
Handwerker zur Beschaffung von Kleidung und Handwerkszeug verteilt,
wobei auf den einzelnen ein nicht eben großer Betrag entfiel. Die Jllumination
des Schlosses und der Kolonnaden kostete der Staatskasse fast noch mehr als
die ganze Wohltätigkeit. Doch die Zeitungen hatten Gelegenheit, die Groß
mut des guten Königs in den Himmel zu erheben. Jn echt französisch-thea-
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