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7m fürstlichen Schlosse aber waren drei Bälle im Winter und alle paar Blocken
einmal große Tafel das Äußerste von Aufwand, was sich der sparsame Herr
gestattete.
Selbstverständlich folgten Beamte wie Bürger dem vom Hofe gegebenen
Beispiel und wetteiferten mit diesem in Einfachheit, um so mehr als dem
Tandesherrn, wie allen geizigen Tlaturen, der Aufwand auch bei anderen un
leidlich war. Sehr boshaft bemerkt ein fremder über die damaligen Zu
stände in Cassel: „Eine Nation von Harpagons scheint eine Unmöglichkeit
zu sein, und doch fand sie sich hier beinahe realisiert.“
Tlun aber waren die Verhältnisse mit einem Schlage anders geworden.
Die Stadt lebte wieder, sie schlief nicht mehr. Jm Anfang fanden sich die Bürger,
die ein zwanzigjähriges Stilleben aller Geselligkeit entwöhnt hatte, in dem
neuen Getriebe nur schwer zurecht; ihre eigenen Häuser, in welche sich die
fremden Zuzüger bei der bald eintretenden Wohnungsnot gegen enorm hohe
Nietspreise drängten, wurden ihnen zu eng, und die naturgemäße folge war,
daß sie sich anfangs noch mehr in sich zurückzogen. Doch der frische wind,
der durch die alten Straßen wehte, taute auch sie allmählich auf; mit den
steigenden Einnahmen erwachte auch die Tust zum frohen Genießen.
wer vordem der Stadt sich näherte, erblickte zu beiden Seiten der Band
straße bis zum Tore hin nichts als Gemüsegärten, häufig mit mächtigen Dünger
haufen davor, welche den weg verengten und sperrten. Die franzosen legten
wert auf schön gepflegte Blumengärten mit hübschen Tauben und Garten
häusern, und leicht konnte man ihre Besitzungen in den ersten Jähren von denen
der Altbürger unterscheiden. Nit der Zeit aber folgten diese nach, sie lernten
den Aufenthalt im freien schätzen, und während früher nach Sonnenunter
gang, da man auch den Sperrgroschen scheute, vor den Toren eine Totenstille
herrschte, blieb es jetzt bis in die tiefe Nacht hinein lebendig, Tampen und
Tichter erglänzten in den Tauben, und Gesang und laute fröhlichkeit ließen
sich weithin vernehmen. Neben den Priuatgärten taten sich — eine früher
unbekannte Sache — bald öffentliche Gärten auf, in denen mehrmals die
Woche Tanzvergnügungen abgehalten wurden — Gärten mit englischen An
lagen und zum Teil prächtiger Aussicht wie der östreichische am Hollän
dischen, der Schaumburgs vor dem frankfurter Tor, die leider alle durch die
wachsende Ausdehnung der Stadt beseitigt sind. Don der herrlichen Umge
bung Cassels war seinen Bewohnern früher eigentlich nur die Wilhelmshöhe
bekannt gewesen. Die franzosen und Deutsch-franzosen oder „deutschen
Ausländer“, wie man alle Nicht-Hessen bezeichnete, waren dagegen leiden
schaftliche Tiebhaber von Tandpartien und dem Aufsuchen neuer, noch un-
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