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seines Bruders war, die Sprache seines Volkes erlernt hätte. Der Minister
Jollivet, welcher dem Kaiser regelmäßig Bericht erstatten mußte, schreibt,
wenn auch vielleicht bei der zwischen Jeröme und ihm bestehenden Anti
pathie etwas übertrieben, schon zu 6nde Dezember 1807 folgendes:
„Die Bevölkerung von Cassel ist seltsam abgekühlt seit der Ankunft
des Königs. Man bläst Trübsal nach Tloten, man klagt, die Dinge gehen nicht,
wie man es sich versprochen hatte. Die Franzosen (der Berichterstatter meint
wohl die besseren demente) ziehen sich in Masse und durchaus unzufrieden
zurück. Jn der Stadt läßt man die Flügel hängen, bei Hofe langweilt man
sich, wo *— sagt man — weder Seid noch Vergnügen ist. Alle Welt ist nieder
geschlagen. Dem König erweist man nicht viel Achtung. Selten, daß man ihn
auf der Straße grüßt, wo er sich oft zu Pferde zeigt. 6r hat in der öffentlichen
Meinung stark eingebüßt. Einige galante Abenteuer haben ihm bereits
geschadet. Man weiß im Publikum, daß eine der Damen der Königin seinet-
halben entfernt worden ist. Der Oberkammerherr (£e Camus, später von
Jeröme zum Grafen von Fürstenstein erhoben, ein Kreole) hatte nichts desto-
weniger Mittel und Wege gefunden, die Dame für Rechnung feines Herrn
in der Stadt zurückzubehalten. Die Königin bestand darauf, daß sie gehe.
Endlich hat die Polizei sie davon befreit. Herr Ce Camus gilt für einen recht
gefälligen Diener seines Herrn. Eine Schauspielerin aus Breslau, welche der
König dort während des schlesischen Feldzuges kennen gelernt hatte, soll
durch die Bemühungen des Genannten und auf Befehl des Königs nach Cassel
geholt worden sein. Auch erzählt man noch andere Geschichten derselben
Art. Die Casseler Mütter, welche hübsche Töchter haben, fürchten, sie zu den
Hofbällen und Hoffestlichkeiten zu führen. Die Königin hat man gern (was
sich allerdings bald änderte). Man fürchtet für ihr häusliches Glück".
„Ce tout va fort mal!" schließt Jollivet seinen Bericht, der wie ein pro
phetischer Scheinwerfer den nächtlichen Schleier von der charakteristischen
Eigenart des westfälischen Hofes wegzieht: ein König, mehr und mehr auf
nichts bedacht, als sich zu amüsieren, und ein geschäftiger Kammerherr als
Kuppler bemüht, seinem Herrn die galanten Abenteuer zu besorgen.
* *
*
Zweifellos hat die westfälische Regierung viele neue Einrichtungen ge
schaffen, deren Trefflichkeit außer Frage steht: Beseitigung der Patrimonial
gerichtsbarkeit, Geschworenengerichte, Ablösung der Grundlasten, Gewerbe
freiheit, Konzentration der Armenpflege und vieles andere. 1 ) Allein nirgends
1) über die Armenpflege in der Stadt Cassel s. Anhang 2.
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