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würdig war die Feier, zu welcher die Huldigung der provisorisch auf den 1. Januar
einberufenen Stände des Königreichs Veranlassung bot. Jerome hatte auf die
bittere Pille, die ihm sein Bruder eingegeben, einen Anfall von Gallenkolik,
aber er muhte sich aufraffen; denn der Akt sollte mit großer Feierlichkeit
begangen werden. Plan hatte dazu einen der großen Säle des Orangerie
schlosses hergerichtet. 21 Kanonenschüsse verkündeten die Auffahrt der Maje
stäten aus dem Schlosse. Bei ihrem Erscheinen erhoben sich die Anwesenden
und entblößten das Haupt. Vor dem Throne faßen die fünf Minister des
Königreichs, und dem Throne gegenüber war eine Tribüne für die Königin
errichtet. JErome begrüßte nach einer kurzen Eröffnungsrede des Justiz-
ministers Simeon die Versammlung, die (wie der Herausgeber feiner Denk
würdigkeiten sagt) von ihm wohl vorbereitet war, in der Erwägung, daß die
ersten Ulorte, die er an seine neuen Untertanen richte, einzig ihm selbst ent
strömen und das Gepräge seiner Persönlichkeit tragen mußten. Jn dieser
Rede sagte er u. a.: „Eine große Aufgabe harret meiner, und Deutschland
sieht mit Erwartung auf die ersten Schritte, die wir tun werden.“ Und an
anderer Stelle: „Privilegien, Exekutionen, persönliche Dienstbarkeiten passen
nicht in den Geist des Jahrhunderts. Westfalen soll endlich Bürger erhalten,
und hier wie in jedem anderen Tande soll der Mensch sich achten und ehren
in Seinesgleichen.... Obgleich noch jung, habe ich doch einsehen lernen, daß
die wahre Macht eines Volkes in der Gleichheit vor dem Gesetz, der Tapfer
keit und Treue besteht. (letztere Tugenden sind Jhnen vor allem eigen, und
ich setze darauf meine vornehmste Hoffnung.“
Der junge König hatte das Programm der Revolution dargelegt, als
deren Vollender der Kaiser sich betrachtete. Die Verfassung Westfalens sollte
nach dessen Willen in Deutschland Schule machen. Wie aber lautete die Kritik?
Jn geradezu verletzender Weise erklärte Tlapoleon: die Rede finde er lächerlich.
Das Eiei, Deutschland zu revolutionieren und alles nach dem Vorbilde West
falens austragen zu wollen, fei zu deutlich. — Daran hatte Jdrömes Herz ge
wiß nicht gedacht!
Am 21. Februar 1808, dem Geburtstage der Königin, fand die Huldi
gung der hiesigen Bürgerschaft auf dem Königsplatze statt. Das Schützen-
bataillon brach dabei aus freien Stücken in stürmische Jubelrufe aus. Allein
ebenso rasch als bei dem König folgte auch bei den Untertanen nach dem
ersten Rausche die Ernüchterung. Die finanziellen Schwierigkeiten, in denen
sich das Königreich schon bald nach seiner Begründung, teils infolge der Ver
schwendungssucht des Hofes, mehr noch durch die Schuld des Kaisers be
fand, der Westfalen nur als Ausbeutungsobjekt betrachtete und allen Vor-
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