Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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Kurfürst Wilhelm I. ist nie in die sage gekommen, sein hohes Reichsamt 
auszuüben, denn die Bildung des Rheinbundes unter Napoleons Protektorat 
sprengte das römische Reich deutscher Ration auseinander, und auch Hessen- 
Cassel sollte in dem großen Chaos der Dinge feine Selbständigkeit einbüßen. 1 ) 
Der Einladung des Kaisers der Franzosen, dem Rheinbünde beizutreten, 
war der Kurfürst nicht nachgekommen. 6r hielt am preußischen System fest 
und hatte, stolz auf seine angestammte deutsche fürstenwürde, es nicht über 
sich gewinnen können, gleich andern deutschen fürsten dem glücklichen Empor 
kömmling, sei es in Paris (1804) oder in Mainz (1804 und 1806), den Hof zu 
machen. Dieses mehr charaktervolle als staatskluge Herhalten hatte ihm 
die Abneigung Napoleons eingetragen, und es war vorauszusehen, daß dieser 
es ihn bei erster Gelegenheit entgelten lassen werde. Die Gelegenheit bot 
sich, als 1806 der Krieg zwischen Preußen und Frankreich ausbrach. Hessen- 
Cassel mit feinem trefflich geschulten, schlagfertigen Heer von 20000 Mann 
wurde von beiden Seiten umworben. Ein Feldherr wie Napoleon wußte 
am besten, was ein solches Mehr oder Weniger auf dem Schlachtfeld bedeutete. 
Den Kurfürsten fesselten die Bande traditioneller Freundschaft und neuer 
dings, da fein Sohn, Kurprinz Wilhelm, mit Auguste, der Schwester König 
Friedrich Wilhelms III., vermählt war, auch wiederum die der Uerwandtschaft 
an Preußen. Er selbst war preußischer Feldmarschall, sein Sohn General. Doch 
als kluger und praktischer Rechner wollte er aus seiner Bundesgenossenschaft 
soviel Horteil als möglich herausschlagen, und sein Herlangen ging Preußen 
gegenüber auf die geistlichen Stifter Paderborn und Fulda, die Hessen-Cassel 
schon im Dreißigjährigen Kriege besessen hatte. Die Anerbietungen der fran 
zösischen Diplomatie benutzte er als Druck, ohne darauf einzugehen; da er 
aber auch von Preußen hingehalten wurde, so kam der Herbst des Jahres 
1806 heran, ohne daß er sich für die eine oder andere der beiden Mächte, die 
im Begriffe standen, zum entscheidenden Waffengange anzutreten, erklärt 
hätte. Endlich glaubte er, mit strikter Neutralität am besten zu fahren. Fran- 
zösischerseits ging man zum Schein auf fein Herlangen ein, und indem Wil 
helm I. an allen in fein fand führenden Straßen Pfähle mit der Aufschrift: 
„Electorat de Hesse, Pays neutre“ anbringen ließ, glaubte er, selbigem die 
Kriegsstürme fernhalten zu können. 
Aber Bignon, dem französischen Gesandten in Cassel, war der warme 
Empfang nicht entgangen, den Blücher mit seinen Preußen am 7. Oktober 
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1) 5. Brunner: Die Beynahme Hessen-Cassels durch die Franzosen. 
Tagebl. u. Anzeiger 1906, Tlr. 512, 14, 16 u. 18.) 
(Cafseler 
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