Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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die nach den entwürfen des Hoftheaterinspektors Moretti ganz besonders 
geschmackvoll dekoriert und beleuchtet war. 1 ) Überall begrüßten ihn feine 
Casselaner aufs freudigste, und gern glaubte der alte Herr den meist wohl 
bekannten Gesichtern. 
Am folgenden Tag hielt Kurfürst Wilhelm I. ein großes Ordenskapitel 
der Ritter vorn Orden des goldenen £öwen ab. Abends war freies Schauspiel 
im Theater. 6in eigens für diesen Zweck gedichtetes dreiaktiges Melodrama, 
das den Inspektor Döring zum Verfasser hatte: „Hesus oder £ohn fürs Vater 
land“, mußten die Zuschauer dafür über sich ergehen lassen. 
Die ganze Jubelfeier schloß am dritten Tage abends mit einem Masken 
ball in dem festlich hergerichteten Orangerieschloß ab, zu dem jedermann auf 
ausdrückliche Anordnung des Kurfürsten freien Zutritt hatte. Speisen und 
Getränke wurden vom Hofe verabfolgt. Auf dem Bowling-green ließ nach 
eingetretener Dunkelheit der preußische Kammerherr, Herr von Hahn, auf 
seine Kosten ein großes Feuerwerk abbrennen, das so wohl gelang, daß man 
gar nicht glauben wollte, sein Verfertiger sei der allen wohlbekannte Muni 
tionsinspektor Koch aus Cassel gewesen, — wenn nicht der von diesem Künstler 
erlassene Protest in der Zeitung nur eine klug ersonnene Reklame war. Man 
scheint damals allgemein viel Freude an Feuerwerksspielen gehabt zu haben. 
£ine besondere Überraschung stand dem Kurfürsten an jenem Abend 
noch im Orangerieschlosse bevor. Sein zweiter Bruder, £andgraf Karl, der 
dänische Statthalter von Schleswig und Holstein, war eben aus Gottorp, wo 
er residierte, angekommen. 6r hatte, nachdem er am KönigsplaH im Gast 
hof zum König von Preußen abgestiegen, sich schnell maskiert und unerkannt 
unter die Menge im Orangerieschloß gemischt. Als er sich im Speisesaal seinem 
Bruder und den übrigen Anwesenden zu erkennen gab, war, wie der damalige 
Zeitungsbericht meldet, „die Freude über dieses überraschende höchst ange 
nehme Ereignis überaus groß und gewährte allen teilnehmenden Anwesenden 
einen rührenden Anblick“. 
So schloß das dreitägige Fest, dessen wohlgelungene Feier der einzige 
greifbare Rußen gewesen ist, den der Erwerb der Kurwürde für das Haus 
Hessen und für die Residenzstadt Cassel mit sich gebracht hat. 
1) Sie befand sich damals noch auf der sogenannten alten sthna. Der Platz da 
vor war zu einer Art Tempeluorhof umgewandelt mit drei Toren, in deren mittelstem 
das Bild eines Hohenpriesters die Hände über der Inschrift: „Gott segne unseren Kur 
fürsten!“ gefaltet hielt. 
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