Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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Regierung hatte er alle Hebel in Bewegung geletzt, um seinem Hause die 
schon uon seinen Dätern erstrebte Kurwürde endlich zu verschaffen. Diesem 
Bestreben hat er sogar enorme Summen geopfert, endlich brachte der frieden 
von Buneuille (den 9. Februar 1801) und der Reichsdeputationshauptschluf3 
(vom 25. Februar 1803) ihn an das Ziel seiner wünsche. An Stelle der durch 
die Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich eingegangenen beiden 
geistlichen Kurfürstentümer Trier und Köln erhielt das Reich vier neue: Salz 
burg, Württemberg, Baden und Hessen-Cassel, womit es deren im ganzen 
zehn zählte. Der Deputationshauptschlufj war nach manchen vom Reichs 
oberhaupt gemachten Schwierigkeiten am 27. April 1803 am Reichstag in 
Regensburg registriert worden, am 1. Mai traf die offizielle Benachrichti 
gung in Cassel ein, und am 8. gab das Oberhofmarschallamt die neue Titu 
latur bekannt. £s wurden nun zur würdigen Begehung des glücklichen und 
frohen Ereignisses und der damit zu verbindenden Festlichkeiten alle An 
stalten getroffen, und der nunmehrige Kurfürst fetzte den 15. Hai — einen 
Sonntag — als den Tag der Feier an. Die Residenz war in der freudigsten 
Aufregung, alles war in gespannter Erwartung; denn wenn der sonst so spar 
same Landesherr feierte, so feierte er auch fürstlich. Und nun gar, wo ihm der 
sehnlichste Wunsch seines Lebens erfüllt war! Han durfte also voraussehen, 
das) das sonst recht einförmige Beben der kleinen Residenz eine willkommene 
Abwechselung erfahren werde. Zahlreiche Fremde waren zu erwarten, die 
Tlachfrage nach Fenstern und möblierten Wohnungen war grotz; denn letztere 
wurden damals ganz allgemein und viel mehr als heute von den Bürgern 
an Durchreisende vermietet. Aber nicht die Aussicht auf Derdienst — die 
wirkliche Teilnahme an dem Glücksfall im fürstlichen Hause, an dessen Freuden 
und Beiden, wie sie das kleinstädtische Residenzleben und die vielfache Be 
ziehung zum Hofe mit sich brachte, setzte diesmal alles in gehobene Stimmung. 
Dom 10. Hai an trafen die dem nunmehrigen Kurhause nächstverwandten 
fürstlichen Gäste in hiesiger Stadt ein: Prinz Friedrich, der jüngste Bruder 
des regierenden Herrn, mit seinem Sohn; der Bandgraf Ernst von Hessen- 
Philippsthal, Bandgraf Adolf von Hessen-Philippsthal-Barchfeld mit Gemahlin 
und Sohn und (am 11.) der Kurprinz mit der Kurprinzessin, die beide 
damals in Hanau residierten. Am 14. Hai folgte des Kurfürsten Eidam, der 
Fürst von Anhalt-Bernburg, mit der Fürstin Friederike. Prunkvoll und 
schwer rollten die Staatskarossen mit Dorreitern und Dienerschaftswagen 
durch die Tore der Stadt und durch die nicht allzubreiten Gaffen daher, die 
vornehme Repräsentation spannte die allgemeine Erwartung dessen, das noch 
kommen sollte, aufs höchste. 
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