Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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uom Staat beanspruchte, wurde abgeschlagen. 1792 wurde die alte Brücke, 
die schon längst eine Gefahr für den Berkehr war, nur durch ein hölzernes 
Hängewerk mühsam noch vor dem Einsturz bewahrt. Ilm nun uom Alt 
markt aus für die neue Brücke Zugang zum Fluf) zu gewinnen, wurden etliche 
Häuser neben dem Stadtbau angekauft und abgebrochen. 
1788 begann der Bau, den nach dem Plane und unter der Leitung 
des Oberhofbaudirektors Jussow, des jüngeren Kollegen und späteren Nach 
folgers des 1799 aus dem Leben geschiedenen du Ry, der Werkmeister Wolfs 
ausführte. Auf der Hnterneuftädter Seite erreichte die Brücke das Ufer im 
Gelände des alten Jägerhofes, der damit auch verschwand, und an dessen Stelle 
das Kastell mit Wall und Graben gebaut wurde. So wurde der Zugang zum 
Holzmarkt geöffnet. Die alte St. Magdalenenkirche, ein ehrwürdiger go 
tischer Bau aus dem Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts, mutzte 
nun auch weichen und wurde niedergelegt, ebenso wie auf der gegenüber 
liegenden Seite des Holzmarktes durchgebrochen wurde. Die Brücke, 
die in drei Bogen den Flutz überspannte, wurde 1804 fertig dem Uerkehr 
übergeben, worauf die alte bis auf die Pfeiler, die als Eisbrecher dienten, 
abgetragen ward. Heben der steinernen vermittelte im 18. Jahrhundert 
auch noch eine Schiffbrücke — etwa da, wo sich jetzt der eiserne Steg befindet — 
den Uerkehr (Abb. Tafel 16). Obwohl als Eigentümer der alten Steinbrüche 
zum Bau der neuen verpflichtet, gefiel sich doch der Landgraf darin, die letztere 
als fein Geschenk an die Stadt zu betrachten. Darum Netz er auch auf seine 
Kosten der Unterneuftadt auf dem Gelände der geschleiften Festungswerke 
eine neue Kirche erbauen, die 1801 begonnen und im Oktober 1808 unter sehr 
veränderten Zeitumftänden geweiht, sogar 1812 erst mit einer Kanzel, der aus 
der Garnisonskirche nämlich, versehen wurde und eine Orgel nicht vor 1820 
erhielt. Der höchst einfache und geschmacklose Bau hätte eine solche Uer- 
zögerung nicht gerechtfertigt. 
An das wichtigste und grätzte Ereignis im Leben Wilhelms IX., an feine 
Erhebung zum Kurfürsten des Reiches, sollte endlich ein Bauwerk erinnern, 
das der Wilhelmshöher Allee ohne allen Zweifel einen bedeutenden Abschluss 
gegeben hätte. Jussow erhielt im Jahre 1803 den Auftrag, dort einen mäch 
tigen Torbau in Form eines Triumphbogens im Stile des Brandenburger 
Tores in Berlin zu errichten, auf dem oben eine Quadriga zu stehen kommen 
sollte. Der Anfang wurde noch im selben Jahre gemacht, doch die bald ein 
tretenden politischen Ereignisse störten den Bau, und nur die beiden seit 
lichen Torhäuser sind fertig geworden. 
Landgraf Wilhelm IX. war nämlich auch ehrgeizig. Uom Beginn feiner 
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