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Ob die Regierung Friedrichs mit der Einführung des Eottos einen glück
lichen Griff getan habe, darf füglich bezweifelt werden. Die Organisation
dieses * Glücksspiels wurde 1771 einem italienischen Grafen Folio übertragen.
Die Verwaltung befand sich in dem vom Regierungsrat Robert erbauten
Haus (Tlr. 45) in der Königsftrafje (Abb. Tafel 13), das vom Staate dazu an
gekauft wurde. Hach Friedrichs Tode ging das Lotto wieder ein; bei schwerer
Strafe wurde alles Einlegen in solches Glücksspiel verboten.
Die zunehmende Blüte seiner Residenz mochte den Landgrafen glauben
machen, daß sie den Übergang von der Landwirtschaft zu Handel und Ge
werbe vollzogen habe. Am 4. Oktober 1775 erging deshalb die Verordnung,
daß, „nachdem es platterdings ohnmöglich sei, die Froprete der Residenz zu er
halten, insofern das Horn- und Schweinevieh nicht auf denen Ställen bleibe",
daß selbiges ferner nicht mehr auf die gemeine Weide getrieben, vielmehr der
Forst zum Besten des Stadtärars verpachtet werden,^auch die Gänse, Hühner
und Enten nicht auf den Straßen umherlaufen sollten. Er wurde bald eines
anderen belehrt, denn die Bürgerschaft geriet in helle Aufregung und machte
geltend, daß die Verordnung gleichbedeutend sei mit dem Ruin vieler Ein
wohner, und so war denn auch von ihrer Durchführung weiter keine Rede.
Die alten Stadtteile behielten fürs erste noch ihren kleinstädtischen Charakter,
so leid es dem Landgrafen tat, aus Cassel, das damals (1773) über 17000 und
etliche Hundert Einwohner zählte, über Hackt kein Klein-Paris machen zu
können. Er gab selbst zu der Zeit mancherlei Anregungen, wie daß die Ge
schäfte Firmenschilder und Verkaufsanzeigen aushängen sollten, über Porte-
Chaisen u. dergl. m.
Zu jener Zeit bildete das Reisen noch eben mehr als heutzutage, und
Friedrich war unstreitig einer der am weitesten gereisten Männer seiner Resi
denz. Bedeutende Anregungen brachte er von seiner 1776 und 1777 unter
nommenen italienischen Reise mit, und die erste Frucht der dort empfangenen
Eindrücke war die Begründung der Gesellschaft der Altertümer (1777), deren
Sitzungen er selbst präsidierte. Vorträge, meist über antike Kunst, wurden hier
gehalten und Preisaufgaben gestellt. Auch eine Gesellschaft des Ackerbaues
und der Künste rief er ins Leben, die ebenfalls Preisausschreiben erließ. Seine
bedeutendste Gründung ist das Museum Fridericianum am Friedrichsplatz,
von dessen Bau oben berichtet wurde. Das Kunsthaus erwies sich zu klein,
zumal nachdem Friedrich auf seiner italienischen Reise bedeutende Einkäufe
an antiken Skulpturen, Antikaglien usw. gemacht hatte, und für die Biblio
thek waren die Räume im Oberstock des fürstlichen Marstalls schon lange kein
passender Aufenthalt. Jm März 1779 wurde der große Büchersaal im Ober-