Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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den Töchtern des stark verschuldeten Oheims zum neuen Opernhause an und 
ließ es entsprechend ausbauen (Abb. Tafel 13), so daß Cassel damals also zwei 
Schauspielhäuser hatte, bis das an der Gehe des Steinweges dem Schloß 
gegenüber gelegene Komödienhaus im Jahre 1787 ein Raub der Flammen 
wurde. 1770 wurde das als Priuathaus begonnene Oberneustädter Rathaus 
von der Gemeinde erworben und mit Unterstützung aus der Staatskasse durch 
du Ry in klassizistischem Stil vollendet. Das bemerkenswerteste Gebäude 
dieses Stadtteils aber war unstreitig das Meßhaus, das alsbald nach Einrichtung 
der Messen von 1764 ab auf herrschaftliche Kosten durch denselben Baumeister 
und in derselben Bauart, doch in höchst zweckmäßiger Weife, an der Königs 
straße entlang bis zum Meßplatz aufgeführt wurde. Denn auch in der Sorge 
für Handel und Fabriken trat Friedrich ganz in die Fußstapfen seines Groß 
vaters, des sandgrafen Karl. Dem neu organisierten Kommerzienkollegium, 
das im Meßhause feine Sitzungen abhielt, war ausdrücklich die Aufsicht und 
Aufnahme der Fabriken anbefohlen. 6s führte sich ein mit dem fürstlichen 
Avertissement vom 1. Februar 1765, das allen denjenigen, welche im fände 
eine ordentliche Fabrik anlegten, für sich und ihre Hausgenossen und sämt 
lichen Arbeiter eine zwanzigjährige Freiheit von allen persönlichen fasten 
und Abgaben zusicherte, ihnen auch freie Bauplätze und Gewährung von 
Anlagekapitalien sowie bis zu 20 Jahren Freiheit von Kontribution und 
Grundzinsen in Aussicht stellte. Ausländer wurden wie zu Karls Zeiten be 
sonders eingeladen, und wer sie etwa abwendig machte, übel angesehen. Manu 
fakturen um jeden Preis! so lautete die fosung. Selbst die Staatsbetriebe 
durften wiederum nicht fehlen, wenn sie auch ebensowenig prosperierten wie 
dazumal. Jn der Beschreibung der Residenzstadt Cassel von Schmincke (er 
schienen 1767) erhalten wir über die hier bestehenden ausführliche Nachricht. 
Der Verfasser sagt (Seite 314): „Unter allen sind tUollen-Manufakturen die 
beträchtlichsten, indem nicht nur alhier feine und geringere Tücher, sondern 
auch Plüsche, Kaffa, allerhand Arten wollener Zeuge, Serges und Flanelle, 
Gstamine und Rasche, ingleichen Mützen und Strümpfe verfertiget und wegen 
ihrer Güte mit großem Vortheil verführet werden. Selbst des Herrn fand- 
grafen Hochfürstliche Durchlaucht haben im Jahr 1765 eine feine Spanische 
Tuch-Fabrike anlegen lassen. Die hiesigen Huth-Fabriken sind überall be 
rühmt; wie dann auch die alhier verfertigten Handschuhe und anderes feder 
werk, Papier, Kupfer und Messing, ingleichen der hier verfertigte Taback in 
und außerhalb Deutschlands abgesetzt wird. Mit dem feinen und feinengarn 
wird ebenfalls ein ungemein starker Handel getrieben. Vor kurzem ist eine 
Glanzleinen- und gedruckte feinenfabrike hier errichtet worden. Die Gold- 
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