Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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zu gewinnen. So lange solches nicht geschah, mutzte der Feldzug als resultat 
los angesehen werden. 
Die Eeitung der Belagerung, der ersten, welche unsere Stadt zu be 
stehen hatte, übertrug der Höchstkommandierende der alliierten Truppen 
dem Grafen Wilhelm von Schaumburg-£ippe-Bückeburg, einem der tüch 
tigsten Artillerie- und Jngenieur-Offiziere seiner Zeit, dem der nicht minder 
tüchtige hessische Artillerie ob erst Huth beigegeben wurde. Die Uerteidigung 
der Festung lag dagegen in den Händen des Grafen uon Broglie, eines tapferen 
und entschlossenen Offiziers, in welchem fein Bruder, der Marschall und der 
zeitige Führer des französischen Heeres, den rechten Mann ausgewählt hatte. 
Die Einscklietzung, wenn uon einer solchen überhaupt die Rede fein kann, 
begann am 19. Februar, indem das Belagerungskorps in einem weiten Halb 
kreis nördlich der Stadt, uon Harleshausen bis Ihringshausen und lüolfs- 
anger (wo das Hauptquartier war), Quartiere bezog. Don der Seite der Ober 
neustadt her durfte mit Rücksicht darauf, datz sonst die Demolierung dieses 
Stadtteils durch die Belagerten zu gewärtigen war, überhaupt nichts unter 
nommen werden, wie denn bei dieser Belagerung der merkwürdige Fall ein 
trat, datz das eingeschlossene Heer uolle Aktionsfreiheit hatte, während die 
Angreifer durch die Rücksicht auf die Residenz eines uerbündeten Fürsten 
in ihren Matzregeln äutzerst behindert waren. 
Dnd auch sonst begann die Belagerung unter den denkbar ungünstigsten 
Auspizien. Wenn gewöhnlich die numerische Stärke der Angreifer zu der der 
Belagerten sich uerhalten soll wie 3 : 2, so war das Uerhältnis diesmal beinahe 
umgekehrt. Denn während der Graf uon Bückeburg nur über höchstens 6000 
Mann uerfügte, eine Zahl, die durch massenhafte Desertionen während der 
Belagerung noch fortwährend geschwächt wurde, zählte die französische Be 
satzung ohne die Reiterei und die leichten Truppen an 7700 Mann. Tetztere 
war dazu uorzüglich uerprouiantiert, während das Belagerungskorps so ziem 
lich an allem, an Tebensmitteln sowohl wie an Munition, Mangel hatte, auch 
an Zahl der Geschütze den Franzosen lange nicht gewachsen war, und bei dem 
steten Regenwetter, durch welches die im freien Felde lagernden Soldaten 
ohnehin matzlos litten, und bei gänzlich aufgelösten Wegen erst sehr allmählich 
instand gefetzt wurde, den Angriff zu eröffnen. Hoch am 28. Februar hatte 
der Graf nicht mehr Munition, als für einen halben Tag ausreichte. Trotzdem 
lietz er, mehr um dem Herzog zu gehorchen, als weil er sich Erfolg uersprach, 
in der Hackt uom 1. zum 2. März den ersten Taufgraben, der auf dem Mönche 
berg uom Fasanenhof zum Duroseyschen Garten an der Stelle des jetzigen 
Totenhofes getrieben war, eröffnen. Damit begann die eigentliche Belagerung. 
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