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und Decken und die ganze innere Ausschmückung wurden nach Joh. August
Nahls Zeichnungen vom Stuckateur Brühl ausgeführt, demselben, dem auch
das schöne Haus am Königsplaß, Ecke der Kölnischen Straße, sein Dasein ver-
dankt. So ist das Schlößchen mit den Köpfen und Konsoln vom Steinmetz-
meister Reißmann, mit den Holzschnitzereien der Bildhauer Meyer, Kolbe
und Weigelt, den Ofen aus der Casseier Porzellanfabrik, vom Modelleur
Morgenstern ausgeführt, heute eine wahre Perle des Rokoko. Ein Wunder-
werk ihrer Zeit aber war die nach des Landgrafen eigenen Ideen im Park
hergestellte Grotte mit Wasserwerken, und zu deren Ausführung hatte er
sich von seinem kurfürstlichen Freund des öfteren in den Jahren 1746 und
1747 einen französischen Künstler mit Namen de la Poterie überweisen lassen.
Solche Freundschaft erlitt ein jähes Ende, als im Jahre 1754 Landgraf
Wilhelm in den Besitz des bis dahin sorgsam behüteten Geheimnisses uom
Religionswechsel seines Sohnes gelangte.
Es war dies ein schwerer Schlag für den alten Herrn. Aber er war nicht
der Mann, ihn ruhig hinzunehmen. Er wußte aus der Geschichte der Nachbar-
staaten, welche Drangsalierungen unter dem Deckmantel der Religion feinem
Dolke bevorstünden, wenn er nicht zeitig umfassende Gegenmaßregeln träfe.
Deshalb nötigte er den Erbprinzen, — wie man sagt, sogar unter Androhung
von Gewalt, eine Urkunde, die sogenannte Assekurationsakte, zu unter-
zeichnen, die ihm jegliche Einmischung in die kirchlichen Angelegenheiten
seines Landes für die Dauer seiner späteren Regierung unterband; auch ließ
er sich durch das Wutgeschrei der Jesuiten diesseits und jenseits des Rheines
in keiner Weise beirren, als er die Erziehung seiner Enkel zusamt der Graf-
schaff Hanau, die er auf diese direkt übertrug, dem Vater derselben entzog.
Friedrich hat seine Söhne erst nach 29 Jahren wiedergesehen. 1 ) Um die Asse-
kurationsakte sicherzustellen, erbat und erhielt er die Garantie evangelischer
Hauptmächte, insbesondere der Höfe von Berlin und London; und damit auch
für den Fall seines Todes sein Nachfolger im evangelischen Lager festgehalten
werde, schloß er unter Mitwirkung König Friedrichs von Preußen mit Groß-
britannien am 18. Juni 1755 einen Subsidienvertrag auf sechs Jahre, durch
welchen 8000 Mann Hessen, die für den Kriegsfall auf 12000 zu erhöhen waren,
in den Dienst der genannten Großmacht übergingen. 2 ) Auf diesem Wege kam
1) Hess. Jahrb. 1854, S. 45.
2) Vgl. Brunner, H.: Die Umtriebe Frankreichs und anderer Mächte zum Um-
stürze der Religionsverschreibung des Erbprinzen Friedrich von Hessen-Cassel (Z. H. G.
Bd. 22). Derselbe: Die Politik Landgraf Wilhems VIII. von Hessen vor und nach
dem Ausbruche des Siebenjährigen Krieges (ebenda Bd. 23).