256
Solde Englands gestanden, gingen daraufhin in den des Kaisers über. Der
Unionstraktat war für König Friedrich bestimmend, als Bundesgenosse des
Kaisers aufs neue die Feindseligkeiten gegen Österreich zu eröffnen.
Als der Tod Kaiser Karls VII. (den 20. Januar 1745) die Weltlage ver-
ändert hatte und die Friedensschlüsse von Dresden und Fichen dem Erbfolge
krieg zwischen Bayern und Österreich ein Ende machten, kehrten auch die hessi-
schen Truppen in die Heimat zurück, um dann aufs neue in Englands Sold zu
treten, das sie 1746 zur Niederwerfung des schottischen Aufstandes und des
Prätendenten Karl Stuart verwendete. Sie wurden auf dieser Heerfahrt vom
Eidam des Königs Georg, dem Erbprinzen Friedrich, geführt. Die guten Be
ziehungen zum bayrischen und zum Kölner Hof dauerten dabei fort, und ins
besondere war Landgraf Wilhelm mit Clemens August durch gleiche Neigung
zur Kunst verbunden. Dies hinderte aber den Kurfürsten nicht, den einzigen
Sohn seines Freundes zum Übertritt zur römisch-katholischen Kirche zu ver
anlassen. Jm Jahre 1749 legte derselbe bei einem Besuche, den er mit seinem
Dater dem Erzbischof abstattete, auf Schloß Tleuhaus bei Paderborn in die
Hände dieses Prälaten das feierliche Glaubensbekenntnis ab. 1 ) Der alte Land-
graf ahnte Jahre hindurch nichts von dem Keligionswechsel feines Sohnes noch
von dem übelen Dank, den Clemens August ihm für die seinem Bruder er
wiesene Freundschaft zollte. Als er 1749 die Räume für seine kostbare Gemälde
sammlung an sein Haus in der Frankfurter Strafe nach der Bellevue zu durch
Charles du Ry erbauen ließ, ließ er sich noch als obersten Bauverständigen dazu
den kurfürstlichen Baumeister Eeveille kommen, wie er früher auch für den
Park von Wilhelmstal Hilfe vom Kölner Hofe erbeten hatte.
Wir schalten hier kurz die Geschichte dieses reizenden Fürstendes ein.
Bereits in den 40 er Jahren des 18. Jahrhunderts hatte der Statthalter neue
Parkanlagen im Ameliental, dem alten Amelgotzen bei Mönchehof, das seine
Ahnfrau Amalie Elisabeth sich zu einem Sommersch umgeschaffen, anlegen
lassen. Schon war der ausgedehnte Park mit Wasserleitungen und Spring-
brunnen, mit Tempeln und chinesischen Häuschen und hohen Taxusgängen
versehen, und auch die beiden Seitenflügel des Schlösschens waren aufgebaut,
als Wilhelm VIII. — seit dem 15. April 1751 nach dem Tode seines Bruders
regierender Landgraf — am 14. Juli 1753 den Grundstein zu dem Haupt-
gebäude legte und das Ganze nach sich Wilhelmstal benannte. Die Pläne
zum äußeren Bau lieferte Charles du Ry, die reizende Stückarbeit an Wänden
1) Hartwig, Th.: Der übertritt des Erbprinzen Friedrich von Hessen-Cassel
zum Katholizismus. Cassel 1870.