Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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schweren Verlusten noch immer mit die hervorragendste Zierde und Sehens 
würdigkeit der Stadt. 
Der Winter uon 1739 auf 1740 zeichnete sich durch große und anhaltende 
Kälte aus, so daß die Küfer auf dem Eis der Fulda am 10. Harz ein Faß uon 
15 Ohm zimmern konnten, das am 17. nach feierlichem Umzug zur fürst 
lichen Hofkellerei geliefert wurde. 
7m selben Jahr verheiratete sich des Statthalters Prinzen Wilhelms 
einziger Sohn Friedrich, der mutmaßliche Thronerbe, da sein Oheim in kinder 
loser Ehe lebte, mit Maria, der Tochter des Königs Georg II. von England. 
Nachdem die Vermählung am 19. Mai 1740 in London durch Prokuration 
vollzogen war, hielt das junge Paar am 1. Juni unter großen Feierlichkeiten 
seinen Einzug und wurde am 28. kirchlich dahier eingesegnet. Ein im Monat 
Mai abgeschlossener Subsidientraktat auf 6000 Mann, welche Hessen-Cassel 
an die Krone England überließ, ging neben der Familienverbindung her. 
Tliemand ahnte damals, daß jene Ehe sich dereinst sehr unglücklich ge- 
stalten und für Hessen der Ausgangspunkt schwerer Verwickelungen sein würde. 
Den Vater Friedrichs, Landgraf Wilhelm, verband eine enge Freund 
schaft mit dem bayrischen Kurhause, sowohl mit dem Kurfürsten Karl, dem 
nachmaligen Kaiser, wie mit dessen Bruder Clemens August, Kurfürsten und 
Erzbischof von Köln. Auf Grund dieser Freundschaft stand Hessen-Cassel im 
österreichischen Erbfolgekrieg auf seiten Bayerns und schloß mit diesem 1742 
einen Traktat auf 3000 Mann ab, so daß, wenn auch die Bedingung gemacht 
wurde, daß die Truppen nicht gegen England verwendet würden, doch die 
hessischen Krieger auf beiden Seiten fochten. Die allgemein herrschende Auf 
fassung der Subsidienuerträge in jener Zeit wird durch nichts klarer beleuchtet 
als durch eine solche Tatsache. Damals (zu Anfang des Jahres 1742) empfing 
Wilhelm auch den Besuch des neugewählten Keichsoberhauptes im Schloß 
zu Philippsruhe in der seit 1736 an Hessen gefallenen Grafschaft Hanau. Eine 
Frucht der Freundschaft mit Kaiser Karl VII. war für Hessen ein Privilegium 
de non appellando, dem zufolge die Brüder berechtigt waren, für ihre Erb- 
lande das Oberappellationsgericht dahier als letzte Berufungsinstanz einzu 
setzen (1743). Die politische Tätigkeit Wilhelms war damals eine äußerst 
rege. Nachdem er nach der Schlacht bei Dettingen (Juni 1743) vergebens 
einen Ausgleich zwischen dem Kaiser und König Georg von England zustande 
zu bringen versucht hatte, war er im Oktober in Berlin bei König Friedrich 
von Preußen, und im Mai des folgenden Jahres schloß dieser unter seiner 
Vermittelung die Frankfurter Union mit Bayern, Schweden und Hessen- 
Cassel, der im Juni auch Frankreich beitrat; die 6000 Hessen, die bisher im
	        
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