überall größte Sparsamkeit einführte, starke Einbuße erlitten, viele auszu-
gleichen, erhielt die Oberneustadt feit 1731 zwei Jahrmärkte mit Markt-,
Zoll- und Lizentfreiheit und einen Wochenmarkt; auf dem kleinen Forst
wurden mehrere Vieh- und Pferdemärkte eingeführt (1738). Die Anlegung
einer eigenen Stadtwage, welche die Oberneustadt im Anschluß an die ihr be-
willigten beiden Märkte beanspruchte, wurde auf Einrede der Altstadt, da
die Wage ihre Hauptdnnahmequdle sei, abgeschlagen und dafür der Alt-
stadt die Aufstellung einer zweiten Wage aufgegeben, woraus ihr aber auch die
Einkünfte zuflössen.
von geistigem Leben ist in diesen 30 er und 40 er Jahren nicht viel zu
sagen und nur das Eine allenfalls hervorzuheben, daß das Collegium Caro-
linum durch ein Seminarium medico-chirurgicum erweitert wurde (1738),
welches freilich der medizinischen Wissenschaft erst in zweiter Pinie zu dienen
und vielmehr dem Mangel an praktischen Wundärzten im fände abzuhelfen,
die vornehmliche Aufgabe hatte. Auch würde ein Gleiches von der Pflege
der Kunst gelten, denn Charles du Ry, der Hauptvertreter der Baukunst
in dieser Periode, bedeutete weit weniger als sein Vater, und die Malerei
kommt erst später mit Joh. Heinr. Tischbein zu höherer Blüte, wenn nicht
die Begründung der Gemäldegalerie dieser Zeit angehörte. .Landgraf Wilhelm
(Bildnis Tafel 12) hatte als holländischer General und Gouverneur der Festung
Maestricht Gelegenheit gehabt, mit feinsinnigem Verständnis eine hockwert
volle Sammlung von Gemälden zusammenzubringen, die er im Laufe der
Jahre mit Flilfe von Kunstkennern, wie dem Baron v. Fläckel in Frankfurt,
weiter vermehrte. Zu ihrer Aufnahme ließ der Landgraf in den Jahren
1749—1751 durch Charles du Ry unter Mitwirkung des kurkölnischen Bau-
meisters Leveille oder Levilly an feinem haus in der Frankfurterstraße den
Flügel nach der Bellevue zu anbauen, der den Anforderungen an ein solches
Gebäude auch vollkommen entsprach, bis ihn die westfäliscke Regierung in
unverständiger Weise umbauen ließ. Sie konnte dies freilich um so lieber tun,
als ein großer und der beste Teil der Gemälde teils durch Flapoleon gestohlen,
teils in jener Zeit durch vnehrlickkeit oder Vnverstand der Beamten abhanden
gekommen war. Wie denn von den 48 Gemälden, die der Kaiser seiner Ge-
mahlin Josefine für ihr Schloß Malmaison geschenkt hatte, 38 von deren Sohn
Eugen Beauharnais nach dem Sturze feines Stiefvaters an den Kaiser Alex-
ander von Rußland für 900000 Franks verkauft wurden und seitdem in der
Eremitage bei Petersburg hängen, durchweg Perlen der Kunst. Die meisten n
der übrigen Gemälde wurden durch Jakob Grimms Bemühungen 1815 aus
Frankreich zurückgebracht, und so ist unsere Gemäldegalerie auch nach allen