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der Landgraf aus Wolfenbüttel hatte kommen lassen, um Fernrohre, Vergröße
rungsgläser, Brenngläser und Zauberlaternen anzufertigen; was er gemacht
hatte, schien wenig wert zu sein. Abends führte er seine Zauberlaternen mit
beweglichen Figuren uor, dauon er gar viel Rühmens machte, die aber schon
damals dem Reisenden wenig imponierten. „Seine beweglichen Figuren,“
sagt dieser, „lassen in der That artig, sind aber, wann er das große Geheimnis}
davon entdecket, von schlechter Erfindung. Die Carossen, so fortgehen, sind
nichts anderes, als daß die Räder in dem Glas mit einem Diamant ausge
schnitten und kleine messingene Räder daran fest gemacht werden, die man ver
möge eines Fadens, so man darum wickelt, herum ziehet; und so bewegt sich
auch das Spinnrad, an welchem der Cupido spinnet. Das Schießen und Bomben
werfen ist noch einfältiger (d. h. einfacher), scheinet aber auch viel artiger. 6s
wird zwischen das Glas und die Einfassung eine Öffnung gelassen, dadurch stecket
man einen Pappendeckel, welcher ebenso ausgeschnitten, daß dasjenige, so die
Kugel und das Feuer vorstellet, eben bedecket wird. VJann es nun durchgezogen
und Feuer geben soll, so ziehet man in Geschwindigkeit itzt gedachten Pappen
deckel hinweg und hält sogleich mit der andern Hand die Röhre, darinnen die
Gläser, zu; so präsentirt die rote Farbe das Feuer, als wann es plötzlich los
gezündet worden." — Der Ceser verzeihe den weitläufigen Bericht von einer
solchen Spielerei, die in unseren Tagen keinen ernsten Betrachter finden
würde; wer denkt aber nicht unwillkürlich dabei an die heutigen Kinos und
Films und stellt Vergleiche an, und eben um deswillen ist der Bericht herge
setzt. Vffenbach kaufte sich von den Figuren, teils beweglichen, teils unbe
weglichen, weil sie „ziemlich gemolet" waren, für zehn Reichstaler. Me leicht
war die damalige Vielt zu befriedigen!
Von deutscher Dichtkunst läßt sich in jener Zeit nicht reden; die oberen
Schichten des Volkes gefielen sich in der Nachahmung und Bewunderung
der Franzosen, und so sehr von einzelnen deutschfühlenden Männern die
„Alamoderei“ verspottet wurde, so herrschte sie doch überall. Moscherosch,
welcher die bestgelungene Satire darauf, den „Alamode-Kehraus“ in seinen
berühmten „Gesichten Philanders von Sittewalt" verfaßt hat und wegen
des Ernstes, mit dem er der Vorliebe seiner Tandsleute für fremdes Viesen
zu Leibe geht, unter den dichtenden Zeitgenossen mit an erster Stelle steht,
hat zuletzt in seinem vielbewegten Beben (seit 1664) in hessen-casselfchen
Diensten gestanden, unter der vormundschaftlichen Regierung der Tand
gräfin Hedwig Sophie, deren Rat er bis zu seinem Tode (1669) geblieben
ist. Die Vorbilder zu seinen Gesichten hat er aber nicht hier gefunden, da
die „ Gesichte" zuerst im Jahre 1643, insgesamt 1650 erschienen, und sein Aufent-