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gab, eine Geheimschrift zu erfinden und in einem Buche zu veröffentlichen,
das zu den größten bibliographischen Seltenheiten gehört und ohne des Ver
fassers handschriftliche Aufschlüsse völlig dunkel ist. Heben der Hofbibliothek
gab es damals noch die wertvolle Priuatbibliothek des Grafen von Kuno
witz und einige andere geringere. Erstere wurde später auf den Enkel des
Grafen, den Freiherrn von Dörnberg, vererbt, wo sie Hffenbach noch in zwei
Bodenkammern stehen sah. Ein Teil davon, in seiner Lückenhaftigkeit noch
den einstigen Reichtum an zeitgenössischer französischer Oteratur aufweisend,
ist dann neuerdings von der Familie von Dörnberg der Tandesbibliothek in
Cassel geschenkt worden. Kunowist, der am 16. November 1700 in Fritzlar
starb, bewohnte das Haus Tlr. 51 an der Ecke der Nittelgasse und
Hohentorstratze.
Karl war eine durchaus vornehme Natur. Und so herrschte auch an
seinem Hofe ein entsprechend vornehmer Ton. Der schon genannte Reisende
Gregorio £eti weitz die Kavaliere in des Tandgrafen Umgebung nicht genug
zu rühmen. Auster den schon genannten Ninistern schildert er eingehend noch
den Oberhofmarschall von Hoff mit seiner Frau, einer geborenen von Schwerstell,
die zwei Vettern Neisenbug, Wilhelm und Wolrad, von denen ersterer das Amt
des Oberstallmeisters, letzterer, der mit einer geborenen Robinson verheiratet
war, das des Oberhofmeisters der Tandgräfin bekleidete. Unter den bürger
lichen Regierungsräten nennen wir hier nur die Namen Jungmann, Vultejus,
Goeddaeus. Alle die Nänner zeichneten sich durch Ehrenhaftigkeit, gründ
liche Bildung und feines Benehmen aus. So steht der landgräflich hessische
Hof in einem wohltuenden Gegensatz zu denen anderer deutscher Staaten,
wie dem Dresdener, wo der starke August das Volk bis aufs Blut ausprestte
für feine Nätressen und Hebenkinder, seine wüsten Schwelgereien und seine
hirnverbrannte politische Grostmannssucht; und dem Freusten-Brandenburgs,
wo der Soldatenkönig feine Untertanen höchsteigenhändig abfuchtelte, um
sich dann mit seinen Offizieren bei rohen Spässen im Tabakskollegium dem
Biergenusse hinzugeben.
Es ist wahr, Karl hat auch die Teiftungsfähigkeit seiner Untertanen
insbesondere für seine Bauten stark in Anspruch genommen. Er hat das Geld
mit vollen Händen ausgestreut und für Tiebhabereien, wie z. B. für Juwelen,
für kostbare Büchsflinten und sonstige Waffen, für Kleider und im Spiel,
enorme Summen ausgegeben. Aber feine Residenz stand sich gut dabei.
Wo die Architektur in Blüte steht, haben auch die anderen Künste gute
Tage. Die Bildhauer Berger und Kötschau schmückten die landgräflichen
Schlösser und den Auepark mit Statuen. Die Naler Raff, Hochberg, die Brüder