Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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der grosse “Rasenplatz befindet; das Gewächshaus stand zwischen den beiden 
Teichen. Auch die Gärtnerwohnung war vorhanden; und etwas weiter herauf 
das Waschhaus, während oberhalb der Drahtbrüche das 5chützenhaus zu sehen 
ist, aus welchem die Hofherren herunterwärts eifrig mit der Armbrust nach 
der Scheibe schossen. 
Hit dem Bau des neuen Schlosses wurde die Meierei vor das Frankfurter 
Tor verlegt, bezw. versetzt, denn das alte Haus ist erst vor wenigen Jahren 
abgerissen worden. Und nun begann auch die Ausdehnung der Parkanlagen 
auf die Südseite der Aue, die erst in so großartigem Naßstabe möglich wurde, 
seitdem Karl, durch Vertrag vom 8. Nai 1711, die Lasseier Bürgerschaft durch 
Befreiung von der Cinquartierungslast zur Abtretung der Giese und des 
Huteftückes an der kleinen Fulda herauf (62 Acker im ganzen) vermocht 
hatte. Der Gartenbaumeister, der in Eenötres Sinne die neuen Anlagen 
schuf, nannte sich Johann Adam Wunsdorff; er wurde wegen seiner Ver 
dienste später zum Generalinspektor der sämtlichen fürstlichen Gärten bestellt. 
Jhm sukzedierte sodann Johann Heinrich Bischofs unter Karls Nachfolger als 
Hof-, Luft- und Orangengärtner. 
Der schönste und eigenartige Reiz der Großen Aue liegt in der Verbin 
dung herrlicher Baumvegetation mit weiten Wasserbecken. Die Anlage dieser 
letzteren bot naturgemäß größte Schwierigkeiten, auch finanzieller Art, und 
gelangte erst zu rascherem Fortschritt, seitdem von 1722 ab statt der bis dahin 
verwandten Tagelöhner ganze Regimenter von Soldaten, allmonatlich ab 
wechselnd, doch gegen erhöhten Sold, kommandiert wurden, die etwa 6 Jahre 
lang drunten in Strohhütten kampierten. Die Gefahr der Verschlemmung 
dieser Becken durch die Überflutungen der Fulda gebot im weiteren die Auf 
führung des großen Dammes um die Aue, die unter der Leitung des Kammer 
rates Waitz und des Baumeisters Charles du Ry vor sich ging, und durch welchen 
zwar die kleine Fulda zu fließen aufhörte, dafür aber die Gefahr der Über 
schwemmung durch die große zweifellos verwehrt wurde. 1 ) 
Um das weite Gelände seines neuen Parkes von den Nutzungsrechten der 
Casseier Stadtgemeinde frei zu machen, hatte Karl, wie schon gesagt, ihr die 
einquartierungslast abgenommen, daraus sich die Notwendigkeit des Baues von 
Kasernen ergab, deren erste am Hohentor, der Straße entlang, aufgeführt wurde. 
Seitdem hatte—bis vor wenigen Jahren—die hiesige Bürgerschaft nicht nötig, 
in Friedenszeiten Soldaten einquartierungsweise in ihre Häuser zu nehmen. 
Die private Bautätigkeit der Periode Landgraf Karls knüpft sich an * 11 
1) Stamford, Carl von: Wie unsere Aue geworden ist (Zeitfchr. Hessenland, Jahrg. 
11, nr. 266 u. ff.)
	        
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