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hatten sich die armen Teufel, ohne Mäntel und schlecht bekleidet, eine halbe
@ Meile von der Stadt aufgestellt, und begrüßten ihren Herrn mit lauten Zu- K
rufen, der, freudig gerührt, ihnen eine außerordentliche Geldspende zuteil g
0 werden ließ. 1 ) a
jt - Hon dem Betriebe selbst, dessen gleichen man hier noch nie gesehen, gibt g
a der Chronist Winkelmann in seinem mehr angeführten großen Werk (Teil 3, a
g Kap. 8, S. 390f.) eine recht anschauliche Schilderung: „weilen aus Frankreich g
a viele Handwerksleute und Künstler wegen Verfolgung verjaget, und eine zim- a
g liehe Anzahl insonderheit in und unfern Cassel sich nidergelassen; so hat dieser g
0 löbliche Herr Landgraf selbige aufgenommen, ihnen Unterhalt gereichet, durch a
fürsichtigen klugen Anstalt Wollen- und £eder-Manufacturey daselbst ein- g
Ö geführet, daß es also in Cassel in dem zu den Manufaktoreyen bestimmten
w Werkhaus gribbelt und wimmelt. Alhier siehet man Seyden-, Stoffe-, Kasch-
@ und Wollen-Weber-Meister, ingleichen Goltspinner, Tuch- und Zeugmacher, a
daran viele arme Kinder und waysen durch die wollen Schneiderey, Säube-
A rung, Kämmung, Spinnen an allerley Sorten von Garn ihr Brod verdienen." a
g Mit Verwunderung betrachtete man die neuen Werkzeuge und Maschinen: g
A „Die rauhe Wolle wissen die Werkleute durch ein gewisses Instrument gar a
g artig von einander zu scheiden. Sie haben neuerfundene Webestühle, uer- g
A mittelst deren sie ein feines Tuch und sehr schöne ansehnliche Teppiche mit ß
g geringer Mühe machen können; gleichfals haben sie ein gewisses, hiesigen
A Lands sonst bishero unbekantes, von 6isen gemachtes Instrument, mit vielen
g stälernen Zinken, Federn, Zähnen oder Getrieben, darauf können sie mit ge-
0 ringen Kosten geschwind und leicht wollene und seidene Strümpfe und Cami-
solen machen. Also werden in diesem Werkhause von Wollen bereitet Decke,
A Bette, Tuch, Baye, Sarsi, Sarge de Tlismes, Hüthe, Strümpfe, Handschuh,
g Camisolen, Bamets (Bonnets?), Cstoffe etc., von Ochsen-, Hirsch-, Keh-,
0 Fuchshäuten Handschuh, Stiefeln, Kleider, Fferdezeug, Kutschen, Caleschen
etc. — Wan nun solche Manufaktureyen mit solchem angefangenen 6rnst
A noch eyferiger fortgesetzet werden, so wird das Hessenland sein nützliches Auf-
g nehmen mit der Zeit je länger je mehr für Augen sehen."
@ Doch dieser großangelegte Staatsbetrieb hatte auf die Dauer wenig
Zug. Hessen war kein genügendes Absatzgebiet für eine so bedeutende }n-
@ dustrie und das Ausland kein williger Abnehmer dafür. Vor allen Dingen
fehlte der kaufmännische Betrieb. Am längsten hat sich noch die 1680 in der
A Oberen Schäfergasse begründete Porzellanmanufaktur gehalten. Dagegen
1) £eti: Abr6g6 de l’Histoire^de Ir» Haison de Brandebourg. Amsterdam 1687,
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S. 498.