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trotzdem für möglichste Verbreitung des Erlasses gesorgt, auch ein Emissär
des Landgrafen mit besonderen Vollmachten in die Schweiz entsandt wurde.
Immerhin konnte am 28. Oktober, einem Mittwoch, dem allgemeinen Eandes-
Buß- und Bettag, im Haufe des, wie schon erwähnt, bereits feit 1663 in Cassel
ansässigen, aus Sedan gebürtigen, wohlhabenden Handelsherrn Jeremias
Grandidier — Tlr. 22 der Entengasse — die erste gottesdienstliche Versamm
lung der vom Prediger Paul r Enfant geführten französischen Flüchtlinge ab
gehalten werden. Hier war die kleine Gemeinde von morgens 7 llhr bis
nachmittags 4 llhr beisammen, fastend, Psalmen singend und auf den Knien
betend oder den Worten des Predigers lauschend. Und solche Vnchristen
hatte der große Couis XIV. vertrieben P)
Die Aufhebung des Edikts von Tlantes, die sechs Tage vor jener gottes
dienstlichen Versammlung erfolgt war, hatte noch nicht gewirkt; viele Fran
zosen hatten in der Hoffnung, doch noch wieder in die teure Heimat zurück
kehren zu dürfen, sich nahe den Grenzen gehalten. Jetzt, da alle Hoffnung
schwinden mußte, kamen ihrer mehr, und am 29. Tlouember 1685 wurde der
erste öffentliche Gottesdienst nach calvinischern Ritus in der Brüderkirche
abgehalten.
Die Mehrzahl der R6fugies stammte aus dem südlichen Frankreich: dem
Cangue d’oc (Viuarais) und dem Dauphins, auch aus Piemont und Sauoyen. Sie
waren meist Bauern aus alten Waldensergemeinden, während der Horden und
Osten Frankreichs, die Städte Sedan und Metz, sowie die Umgegend von Paris
Gewerbetreibende entsandten. Heben den französischen Hugenotten haben,
was weniger bekannt ist, später auch noch Bekenner des reformierten Glaubens
aus einem anderen Land, aus der Kurpfalz, die nach dem Aussterben der
Linie Pfalz-Simmern an die katholische Linie Pfalz-Heuburg gefallen war,
von der Einladung Landgraf Karls Gebrauch gemacht. Durch ihre fana
tischen Landesväter und die von diesen mit allen Vollmachten ausgerüsteten
Jesuiten und Kapuziner ihrer Heimat beraubt, kamen sie nach Cassel und
waren hier ihrerzeit unter dem Hamen der „Heidelberger“ bekannt.
Die zum großen Teil ganz mittellosen französischen Emigranten wurden,
soweit sich nicht die Bürger der Stadt zu ihrer Aufnahme bereit finden ließen,
was keineswegs immer der Fall war, in Baracken am Schloßgraben (nach der
Aue zu) untergebracht. Wie hoch sich die Zahl der Einwanderer belief, ist
bei dem Fehlen aller Zählungen und statistischen Angaben aus jener Zeit
1) Siehe Heuljner: Die französische Kolonie in Cassel (Geschichtsblätter des
Deutschen Hugenottenuereins, Bd. 12, Heft 2/3), eine sehr gründliche Arbeit, der
vieles aus dem Folgenden entnommen ist.
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