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Konflikt mit der Bürgerschaft geführt hätte, bei dem aber die Stadtbehörde
zulegt mit allen Ehren bestand. 1 )
Es war nach Ausgang des ersten sogenannten Devolutionskrieges mit
Frankreich 1668, als sich in Cassel ein seutnant oder Körnet mit seinen ge
worbenen Reitern einfand, der unter des Grafen Königsmarck Regiment zu
Pferd in französischen Diensten gestanden hatte. Er kehrte im Gasthaus „Zum
IBilden Plann" in der UHldemannsgasse (jetzt Tlr. 13) ein, während seine Reiter
in Bürgerhäusern Quartier nahmen, Hier als in einer Festung hoffte der
Offizier, die Montierungsgelder, die er an die Ceute gewandt hatte, jetzt nach
dem der Krieg zu Ende, wieder von ihnen herausgezahlt zu bekommen,
zu welchem Ende er sich des Beistandes des Generals Rabenhaupt als des
Gouverneurs versicherte. Die Reiter aber, die sich darauf beriefen, daß sie
gern weiter gedient hätten und daß der Abschluß des Friedens ihnen un
gelegen genug gekommen fei, weigerten sich der Rückgabe der Gelder und
riefen die Hilfe der fürstlichen Regierung als desjenigen Zivilgerichts an,
vor dem sie Recht zu nehmen hätten, worauf die Sache von der Regierung,
vielleicht, weil die Reiter in Bürgerhäusern im Quartier lagen, an das Stadt
gericht zur erstinstanzlichen Verhandlung verwiesen wurde. Am 28. Mai 1668,
als der Bürgermeister Bourdon mit nur drei Ratsscabinen auf dem Rathause
anwesend war, erschienen die Reiter und baten um Vornahme ihrer Sache.
Bourdon wollte den Rat zusammenrufen lassen, da vernahm man plötzlich
draußen in der engen Gasse nach der Hirschapotheke zu Geklirr von Waffen
und militärisches Kommando. Rabenhaupt war da in Begleitung des Obersten
Motz und mit ihnen ein Eeutnant, ein Wachtmeister und 40 Musketiere von
der Wache des Ahnaberger Tores. Er läßt die Eingangstür zum Rathaus
besetzen und kommt die Treppe herauf; als er der Reiter auf dem Gange vor
der Audienzstube ansichtig wird, beginnt er, sie mit Übeln Worten zu trak
tieren und sogar mit Schlägen auf sie loszugehen. Tiber dem £ärm macht
Bürgermeister Bourdon die Türe zum Gang auf; sofort tritt der General
mit erhobenem Stock auf ihn los, greift auch nach seinem Degen und läßt
eine Flut von Schmähreden auf das Oberhaupt der Stadt herniedergehen.
Bourdon bewahrte feine volle Ruhe; auch wurde es wohl bemerkt, daß der
Oberst Motz (ein geborener Hesse und ausgezeichneter Offizier) sich nicht an
dem Angriff auf die Ehre der Stadtbehörde beteiligte.
Da er ziemlich allein und keine Bürger in der Tlähe waren, mußte Bour
don die Drohungen und Schimpfreden über sich ergehen lassen, um jedoch
1) Brunner: Geschichte der Lasseier Rathäuser, S. 46 ff.