Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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geharnischte Gegenerklärung der in Cassel versammelten niederhessischen 
Geistlichkeit hervorrief, deren Widerstand nur durch einen Nachtspruch des 
landesherrn als des summus episcopus niedergehalten wurde. 
Eben dem Wunsche, wenigstens unter den Bewohnern seines Bandes 
Eintracht und gegenseitige brüderliche Duldung in Religionsfachen herbeizu 
führen, entsprang wenige Jahre später (1661) auch die Einladung, welche 
Wilhelm VI. auf Betreiben des mit Cromwells Empfehlung ausgerüsteten 
Schotten Joh. Duraeus (Dury), der von Fürstenhof zu Fürstenhof reisend 
für die Bereinigung der beiden evangelischen Bekenntnisse unermüdlich tätig 
war, an die Professoren der beiden Candesuniversitäten Narburg und Rinteln 
ergehen lieh, in Cassel zu einem Religionsgespräch zusammenzukommen. 
Reformierterseits erschienen die Narburger Professoren Flein (ein geborener 
Gudensberger) und Curtius; von feiten der Rintelner lutherischen Flochschule 
die Professoren Nusäus und Flenichen (Flenichius). Unter dem DorsiHe der 
landesherrlichen Kommissare, des Kammerpräsidenten Joh. Kaspar von 
Dörnberg, des Vizekanzlers Joh. Heinrich von Dauber und Kaspar Friedrichs 
von Dalwigk besprachen sie sich im Renthof neun Tage lang (den 1. bis 9. 
Juli) und kamen sich in der Tat in den Hauptsachen so nahe, das) eine Ver- 
ständigung sicher erfolgt wäre, hätten nicht nach dem Bekanntwerden der 
Verhandlungen die lutherischen Universitäten, vor allem Wittenberg als die 
Hochburg des starren Buthertums, das Derdammungsurteil ausgesprochen 
und eine Flut von Pamphleten gegen die Casseler Colloquenten ergehen lassen. 
So ging dieses Religionsgespräch aus wie alle anderen; aber im Bande wurde 
wenigstens Verträglichkeit erreicht. 
Bandgraf Wilhelm starb eines frühen Todes in der Blüte der Jahre, 
am 16. Juli 1663 auf der Jagd in Haina. Seine Witwe Hedwig Sophie über 
nahm die Vormundschaft hierauf zunächst für ihren ältesten Sohn Wilhelm VII., 
und als dieser ebenfalls, noch minderjährig, auf einer Auslandsreise zu Paris 
am 21. Tlovember 1670 verstarb, für den zweiten Sohn Karl. Sie führte, 
unterstützt von einsichtsvollen Nännern, wie dem schon genannten Rent- 
kammerpräsidenten Joh. Kaspar von Dörnberg, dem Regierungspräsidenten 
Grafen Joh. Dietrich von Kunowitz und dem Kanzleipräsidenten Joh. Sixtinus, 
die Regierungsgeschäfte im Geiste ihres Gatten weiter. 
Jn diesem ganzen Zeitraum seit dem Friedensschluß wird viel von oben 
herunter regiert — für unsere Begriffe zu viel. Es zeigt sich überall das Be 
streben, die Gerechtsame des Bandesherrn, denn mit diesem identifiziert 
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