Unterhandlungen am 24. Oktober; und noch zwei weitere Jahre vergingen,
bis die Abmachungen überall ratifiziert waren. Darum ist ein auf dem Werder
an der Fulda abgebranntes Feuerwerk auch die einzige öffentliche Freuden
bezeugung, von der wir hier hören. Das Volk war zu ermattet von dem
Kriegselend, als daß es sich des wiedererlangten Friedens von Herzen hätte
freuen mögen, den eine ganze Generation ja auch nur vom Hörensagen kannte.
Als vom 6. März 1649 an die Verabschiedung der Soldaten vor sich ging, wagte
man endlich, an seinen Fortbestand zu glauben. Das eigentliche Dankfest
geschah am 17. November 1650.
War der Friede an sich nicht festlich begangen worden, so gab es in der Zeit
vor- und nachher am hiesigen Hofe der Feste um so mehr, wie wenn im Januar
1648 die schwedischen Generäle Wrangel und Königsmark hier zu Gaste waren,
im Februar des folgenden Jahres der Pfalzgraf Karl Gustav, oberster Kom
mandant der schwedischen Armee, mit seinem Bruder; dann wieder Wrangel,
Graf Lamberg und andere. — Die Hochzeit Landgraf Wilhelms VI. mit der
Schwester des Kurfürsten von Brandenburg, Hedwig Sophie, wurde zwar
(19. Juli 1649) in Berlin gefeiert. Am 12. Februar 1650 und die folgenden Tage
aber ward die Vermählung des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz mit der
Prinzessin Charlotte im hiesigen Schloß mit großem Glanze festlich begangen
und mit einem Aufwand, daß man nicht hätte denken sollen, wie noch das
Land aus tausend Wunden blutete. Die Juwelenkrone der Braut wurde allein
auf 40000 Taler an Wert geschätzt !1) Auch das Schloß war neu hergerichtet
worden, und Amalie Elisabeth hatte allein für Gobelins viele Tausende ausge-
geben. Sie glaubte das wohl zu können, weil Hessen-Cassel beim Friedensschluß
eine Kriegsentschädigung von 600000 Talern erhalten hatte. Am 25. Septem-
ber 1650 legte die Landgräfin die vormundschaftliche Regierung nieder. Ihren
Dank für die bewiesene Liebe und Treue sprach sie der Casseler Bürgerschaft
in der Inschrift aus, die sie mit ihren beiden Wappen, dem hessischen und dem
hanauischen, am fürstlichen Stande in der Martinskirche anbringen ließ; wäh-
rend eine im Barockgeschmack der Zeit symbolisch bemalte und dahinter auf
gehängte große hölzerne Tafel in unendlich gehäufter lateinischer Inschrift
daran erinnerte, daß die Landgräfin wegen des glücklichen Friedensschlusses
und nachdem sie durch die menschlicke Kräfte weit übersteigende Arbeit der
Staatsgeschäfte müde und krank, die Regierung dem Sohn übergeben habe,
zur Bezeigung ihrer Dankbarkeit gegen ihre Untertanen das Gotteshaus
auf ihre Kosten habe neu herrichten und ausmalen lassen. 2 )
1) So die Angabe bei Justi: Amalie Elisabeth. Kietzen 1812.
2) Schmincke, B. u. C. S. 354f.
S. 207.
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