Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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sich zu dem leipziger Bund zusammenschlossen. Der Krieg entbrannte uon 
neuem, und Cassel erhielt am 1. Februar 1630 eine verstärkte Garnison, unter 
gleichzeitiger Steigerung der Kontribution oder Soldatensteuer. Die Feier 
der hundertjährigen Wiederkehr der Überreichung der Augsburger Kon 
fession (den 25. Juni) hatte unter diesen Umständen eine erhöhte, für unser 
Hessenland eine doppelte Bedeutung. Denn die Stellung des Bandes war 
durch die Hinneigung des Candgrafen Noritz zum reformierten Bekennt 
nis und die Einführung der Derbefserungspunkte den lutherischen Stän 
den gegenüber eine sehr schwierige. £s galt also, das unbedingte Festhalten 
an den Sätzen der Augustana zu betonen, wenn anders man in der Gemein 
schaft der lutherischen Stände geduldet werden wollte. Denn alle Politik 
steht unter dem Gesichtspunkt des religiösen Bekenntnisses. Jn dieser Be 
ziehung sind die Reformierten nicht minder Fanatiker wie die Lutheraner 
und die Katholiken, nur daß erstere beiden um Duldung Kämpfen, während 
die letzteren auf Ausrottung hinzielen. So ist es zu verstehen, daß die Geist 
lichkeit auch in politischen Fragen ein gewichtiges Wort mitredet. Damals, 
unter Wilhelms V. Regierung, wird der Bekenntnisstand der niederhes 
sischen Kirche ganz in calvinischern Sinne ausgebaut durch zwei, in ihrer 
Art sehr bedeutende hiesige Theologen, Johannes Crocius und Theophilus 
Heuberger, von denen namentlich der letztere (Abb. Tafel 8) in den schweren 
Zeiten des großen Krieges eine bedeutende seelsorgerische Tätigkeit entfaltet 
hat, während der akademische Lehrstuhl des Crocius eigentliches Feld und 
die dogmatische Polemik gegen den Papismus feine starke Seite war. 
Crocius war bis 1624 Professor in Marburg gewesen. Als aber in diesem 
Jahre mit der Besitzergreifung des bis dahin casselischen Oberhessens auch 
die Universität an Darmstadt überging, wurde er mit allen von Landgraf 
Noritz angestellten Professoren von Landgraf Ludwig entlassen. 
Tlach dem Uerluste der Narburger Universität ging man in Cassel eilig 
daran, hier zum Ersatz eine neue hohe Schule zu begründen, zu der das 
vorhandene Collegium Nauritianum die Unterlage bot. An dieses Collegium 
berief Noritz die Mehrzahl der exulierten Narburger Professoren, und auch 
Crocius sollte hier eine Reihe von Jahren wirken, zuerst als Lehrer am Nauri 
tianum, dann als Professor theol. primarius der Universität, zu der ersteres 
im Jahre 1633 erhoben wurde. Die leges et statuta academica sind zwar be 
reits vom 31. Dezember 1631; 2 ) die Eröffnung aber geschah erst 1633, nach- 
1) Herausgegeben uon Falckenheiner in der Z. H. 6., Bd. 28, S. 190; uergl. 29, 
S. 317. 
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