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horsam zu bleiben und alle Beziehungen zu dessen Gegnern aufzugeben,
hob Tilly die Einschließung uon Cassel auf und rückte ab, überall die üblichen
Spuren der Verwüstung hinterlassend. Jn der Bähe unserer Stadt lagen die
herrschaftlichen Lustschlösser auf dem Weißenstein, in der tüaldau und zu
Freienhagen mit ihren Parkanlagen verwüstet da; die Leipziger Vorstadt
am Siechenhof war niedergebrannt. Doch die Bürger atmeten erleichtert
auf, als sie der drückenden Kriegslasten und Finguartierungen wieder ledig
waren. — Am 26. August lieferte Tilly dem Gegner die Schlacht bei Lutter
am Barenberge, in welcher der Dänenkönig völlig besiegt wurde. Morst?
hatte den Schmerz, daß in dieser Schlacht sein ältester Sohn aus der zweiten
6he, Philipp, ein schöner Jüngling von 25 Jahren und des Vaters Liebling,
nachdem er sich bereits gefangen gegeben, von den Kroaten niedergehauen
und ermordet wurde. Am 14. September wurde er in der hiesigen Martins
kirche beigesetzt. Die geringe Beteiligung von feiten der Bürgerschaft an der
Beisetzung gab dem Landgrafen zu einer scharfen Mißbilligung Anlaß, ist aber
wohl auch ein Beweis für die Unbeliebtheit des Vaters.
Man kann das ganze Verhalten der Bürgerschaft unter keinem anderen
Gesichtspunkte verstehen. Kaum ist Tilly abgezogen und die Stadt von der
Sorge der Belagerung und eines Blutbades nach der Art von Münden befreit,
da verlangen die Bürger stürmisch die Entlassung der geworbenen Söldner;
einige gehen soweit, den Soldaten den Unterhalt zu verweigern, ihnen die
Gewehre vor die Türe und sie selbst aus den Häusern hinauszuwerfen. Die
landgräflichen Käte kündigen auf dem Rathause die schärfsten Strafen an,
aber der Gärung der Bürgerschaft und einem drohenden Aufstand kann die
Regierung nur begegnen mit dem Versprechen, die verhaßte Soldateska redu
zieren und teilweise binnen drei Tagen abdanken zu wollen. 1 )
Moritz seinerseits war nicht minder des Regierens müde. 6r hatte sich
zudem in der Marburger Streitsache Darmstadt gegenüber derartig festgelegt,
daß ein Ausgleich mit dort, solange er am Ruder war, nicht gedacht werden
konnte. Deshalb legte er am 17. März 1627 die Regierung nieder und ließ
im goldenen Saale des Schlosses durch eine Abordnung, — er selbst war nicht
einmal anwesend, sondern in Melsungen — seinem ältesten Sohne Wilhelm
(Bildnis Tafel 8) die Geschäfte übergeben. Vorher hatte er durch einen Fa
milienvertrag, der am 12. Februar vereinbart wurde, seiner Bachkommen
schaft aus der zweiten Ehe den vierten Teil des schon nach dem Verlust von
Oberhessen recht kleinen Landes samt dem vierten Teil aller Einkünfte ge ¬ ll
ll Aebenprotokoll des Bürgermeisters tüalther im hiesigen Stadtarchiv, B.410, S. 132.