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Sein oder Nickitein. Jhre Politik war beiden über den Kopf gewachsen, und
wenn nicht besondere Glücksfälle auf der antikaiserlichen Seite eintraten,
so war Noritz tatsächlich nicht mehr regierungsfähig, zumal die Widerwärtig
keiten der letzten Jahre ihm den ruhigen tiberblick geraubt hatten.
Auf welchen Grad feine Nervosität gestiegen war, zeigt ein an sich be
deutungsloser Norfall, der sich nach dem Falle von stünden hier abspielte
und auf den Zustand des Fürsten ein bedenkliches Eicht wirft, weshalb er
hier mitgeteilt fei. Am 6. Juni 1626 war ein Soldat von der bayrischen Armee
in Nünden vor der Neustadt dahier verhaftet worden. 6r war ein Hesse von
Geburt, Hans Haupt geheimen, der Sohn einer armen Dienstmagd in Felsberg;
erst 20 Jahre alt, hatte er schon unter dem Herzog von Braunschweig gedient
und sich dann vor 1V2 Jahren in seinem Heimatsdorfe Grifte von den Bayern
anwerben lassen. Aus feinen Aussagen geht hervor, datz damals viele Hessen
in bayrischem Solde standen. Auf die Frage, wie er dazu gekommen, unter die
Bayern zu gehen, antwortete er, datz ihn der Hunger dazu getrieben habe,
und datz er der Neinung gewesen, sie würden nicht wieder nach Hessen zurück
kommen. Offenbar waren also der Nasse des Volkes die grotzen Gesichts
punkte, um die sich der Kampf im Keiche drehte, dunkel. Seine Anwesenheit
in Cassel begründete der fremde Söldner damit, datz er beim Eandgrafen habe
Dienste suchen wollen, und tatsächlich hatte er auch einen ihm bekannten hessi
schen Soldaten, der in seiner Nähe, in Ellenberg bei Grifte, zu Hause war, in hie
siger Stadt angesprochen, ihm zur Anwerbung zu verhelfen, wozu dieser willens
gewesen und ihm nur geraten, noch ein paar Tage zu warten; es feien etliche
Bürger geworben worden, die aber gern wieder los wollten und Ersatzleute
suchten. Da könne er noch ein paar Taler verdienen.
Diese Angaben erschienen aber dem Eandgrafen, der sich persönlich
sehr der Sache annahm, zu einfach. Sein Generalaudienzierer De XDolfgang
Günther erhielt den Befehl, den Gefangenen, den man inzwischen in den
Druselturm gesteckt hatte, aufs schärfste zu torquieren, was auch in grau
samster weise geschah. Noritz befahl geradezu das Todesurteil an. Und nun
erhielt man von dem Nanne nach und nach das Geständnis, datz er von Tillys
Artilleriegeneral, dem Grafen von Fürstenberg, abgeschickt sei, die Festung
Cassel auszukundschaften und den wachthabenden Eeutnant auf dem Heu
städter wall zu bestechen, für welche Dienste er von Fürstenberg autzer grotzen
Versprechungen auch 20 Taler Geld erhalten habe. Da diese Aussage nicht ge
nügte, wurde weiter aus ihm herausgefoltert, datz er die Neustadt habe an vier
Ecken anzünden sollen. Das letzte Bekenntnis, datz er auch den Eandgrafen
habe umbringen wollen, war aber — so grotze Nühe man sich auch mit pein-