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back, und der tüirt sollten jeder ein Stuhlkissen als Schild vor die Brust und
ein anderes als Speer in den Arm nehmen und so uon entgegengesetzten Seiten
her aufeinander einrennen, dann sich der Kissen als Schwerter bedienen
und damit einander weidlich um die Köpfe schlagen, bis die Kampfrichter
Einhalt gebieten würden. Der Geistliche, ein großer kräftiger Herr, in dem
sich das ritterliche Blut feiner Ahnen regte, ward aber so uon Kampfeslust
hingerissen, daß er nicht auf das Friedegebot achtete, sondern seinen Gegner
zu Boden zu stoßen gedachte. Der Bürgermeister dagegen, klein uon Person,
aber ein kluger Herr, dazu ein guter Fechter, hatte bemerkt, daß der streit
bare Domherr, wenn er auf ihn losschlug, die Augen zukniff. Als nun dieser
uom Ofen her in der Richtung nach den Fenstern, so fest er konnte, heranfuhr,
in willens, seinem Gegner einen tüchtigen zu uersehen, da wich dieser aus, und
der Domherr fauste mit dem Kopf in die Fensterscheiben, daß er sich am Fenster
pfosten eine tüchtige Beule holte und uon den Glassplittern im Gesicht so
uerleht wurde, daß ihm Hund und Tlase bluteten, und „fehlet umb ein kleines,
es were zu einem rechten ernsten turnier zwischen ihnen erwachsen, da sie nicht
die auch anwesenden lieben herrn und freunde zu frieden gesprochen und bis
morgen es beruhen zu lassen gebetten betten." Ein Barbier wurde geholt,
der den streitbaren geistlichen Herrn uerband. „Dolgends morgens ward aller
gefaster unwill zwischen ihnen aufgehoben und uertragen, und solcher uer-
tragsbrief mit einer maluasiersuppen, so auch mit anderm rheinischen wein
uersiegelt. Der gute herr saß alda mit zerschwollenem angehebt, mit bleiweiß,
pflastern und anderer materien scheußlich und erbärmlich anzuschauen, und
so jemand fragte, wie er zu dem Unglück kommen, sagt er dürr heraus: Jch
hab turniert." Als die Geschichte in der Stadt und bei Hofe ruchbar ward,
war schier mehr uon ihr die Rede als uon der Fürsten und des Adels Ritterspiel,
und man meinte, ob der Herr gleich uon adeligem Herkommen, sei doch sein
Fußturnier nicht recht geistlich gewesen.
Don einer Entfremdung zwischen Alt- und Heugläubigen war, wie auch
der Besuch der Domherren beweist, damals noch nicht die Rede. Solche tritt
erst mit der Tätigkeit der Jesuiten in die Erscheinung.
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Wir müssen, wollen wir uns heute den richtigen Begriff uon dem gesell
schaftlichen Beben unserer Altuordern machen, stets das Eine festhalten, daß
Sitte und Herkommen damals uiel mächtiger waren als heutzutage, die Sitte
nicht nur nach der guten, sondern auch nach der schlimmen Seite hin. Der ein
zelne uermochte sich der Anschauung der Zeitgenossen weit weniger zu ent
ziehen als wir. Das zeigte sich bei den Familienfesten, Kindtaufen und Hoch-
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