Full text: Geschichte der Residenzstadt Cassel

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machten, zum allerletzten auf äer Walstatt zu guter Nackt. Den Abend haben 
sie das , Gesäß' gegessen, folgendes Morgens erscheinen ihrer der größte Teil 
(als feien sie peremptorie citirt), wieder, um die »Kniehosen oder Strümpfe' 
zu essen, 1 ) daß also eine Völlerei aus der andern wächst und eine die andere 
vertreibt. Solches ist dieses processus summarische Beschreibung, 2 ) wird freilich 
doch nicht alles bei allen so wie vermeldet, gehalten; denn verständige Deute 
wissen immerdar, was der Ehrbarkeit ungemäß, zu fliehen. Dem groben Hau 
fen, darunter ich mich auch gerechnet haben will, muß man vielerlei zugute 
halten und dem Unverstand zumessen.“ 
Da haben wir unseren Bandsmann in seiner treuherzigen, derb-komischen 
Ausdrucksweise und dazu das Gemälde einer Gasterei so lebendig, daß man 
meint, mitten dabei zu sein. Der Deser wird manches finden, was heute 
anders gehalten wird. 
eine jede Zeit hat ihre besondere Anschauung von dem, was scherzhaft 
ist oder dafür gilt. Was uns heute als witzig und geistvoll erscheint, würde die 
Gesellschaft des 16. Jahrhunderts nicht verstanden haben, und umgekehrt. 
Will man aber den Charakter einer Zeit richtig bewerten, so ist es unerläßlich, 
auch zu beleuchten, wie die Deute scherzten. Nehmen wir einige komische 
Vorkommnisse des Wendunmut, die der Verfasser aus dem Deben unserer 
Stadt schöpfte, und die auch sonst kulturgeschichtlich von Jnteresse sind. 3 ) 
Jm Jahre 1535, im Monat Juli, hielt Dandgraf Philipp zu Ehren hoher 
Gäste ein prächtiges Turnier in hiesiger Stadt ab, wie man lange keines ge 
sehen. An Fürstlichkeiten waren anwesend: des Dandgrafen Schwiegervater, 
Herzog Georg der Bärtige von Sachsen, und dessen Sohn Johannes, der Ge 
mahl von Philipps Schwester Elisabeth, mit dieser; Herzog Heinrich von Braun 
schweig, zwei Herzoge von Düneburg, die Grafen Wolfgang und Ernst von 
Henneberg, ein Graf von Mansfeld, zwei Grafen von Salm. Dazu des niederen 
Adels eine ungeheuere Menge aus nah und fern. Unter diesen Gästen waren 
auch einige Domherren aus Fritzlar, die ihre Herberge in dem Eckhaus der 
Obersten Gasse am Zwehrenturm nahmen, das später lange Jahre im Besitz 
der Grafen von Waldeck war, damals aber dem Bürgermeister Johannes 
Schaffenrath gehörte. Eines Abends, als Hausherr und Gäste beim Wein 
faßen und gute Schwänke erzählten, kam auch die Rede auf das Turnier, und 
die Herren kamen auf den Einfall, in der Stube, die geräumig und groß war, 
ein Gesellentreffen zu veranstalten. Einer der Domherren, ein Herr von Mans- 
1) Das Bild ist von einer Hofe hergenommen. 
2) D. h. so geht’s meistenteils dabei her. 
3) tüendunmuth, Bd. 2, S. 116 ff. 
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