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verräuchert unä verweicht das Fleisch zu dem Kraut, der Braten und anderes
wird verbrannt und unfchmackhaft, dafj solches der UHrt muß schamrot auf
tragen. Alsdann stehen die aufgetragenen Gerichte eine gute lüeile, ehe je
mand als der erste zugreifen will, auf dem Tische, und jedermann schweigt
still und siehet sauer aus, als hätte er einen Türken gefressen. Sonderlich sind
die hoffärtigen Kleiber in der Prangkunst (Ziererei) sehr geübt, denn von
wegen großen Stolzes wird manchmal uon dem was ihnen aufgesetzt, nicht
ein Bißlein versucht, es habe denn das Hofieren erst seinen Fürgang gehabt.
So wird es umgekehrt: sollte man einem Armen, der hungrig darnach lechzet,
etwas davon geben, so würde man der Kost eine solche Schande nicht antun
mögen; diese müssend haben, die es entweder nicht mögen oder vor Hoffahrt
nicht essen wollen. Gibt der Hausknecht zu jeder Tracht frische Teller, will
keiner seinen zuerst einlegen (in den Korb) oder der erste einen andern vor
sich behalten, daß solches hölzernen Gepränges ohne maßen herfür kommt,
wie wohl hiermit die 6hre, so den Alten und Ehrbaren eignet, auch das Schwei
gen, das den Kleibern und Jüngsten wohl ansteht, nicht gescholten wird. Den
Kindlichen Tlberfluß vieler Essen und so vollgehäufte Schüsseln, da doch man
cher ein Scheuen vom Ansehen gewinnt, mag loben wer da will. — Jetzund wird
er gehört, und er kommt, der Fürsprech, £cce Dinum oder Klappertasche;
dessen schenkt der Tüirt ein Naß, zwei oder mehr seinen Gevattern und guten
Freunden, wünscht dabei, daß es ein Fuder wäre, protestirt auch mit Zu
trinken. Dies Schenken ist aber so, daß der neben dem, der vorher geschenkt
hat, auch — wenn er nicht übele Nachrede leiden will — soviel kommen lassen
und bezahlen muß. Haben sie vorher geschwiegen, so wird’s jetzt anders.
Eaß das vitrum gloriosum (den Prachtpokal) ein- oder zweimal herumgehen,
so wirst du nicht allein ein Geschwätz, sondern ein solch Singen, Jauchzen und
Säugestech 1 ) von Tlännern und Frauen vernehmen, daß keiner sein eigen
Wort mehr hören kann. Da steigen die verzogenen Kinder, die etliche Eltern
mit sich schleppen, auf die Bänke, beschmieren den anderen verdrießlich, was
sie anhaben; sind auch solcher unverschämten Gewohnheit, daß sie mit Fingern
den Eltern zeigen, was sie gern vom Tisch haben wollen, und das tun sie darum
so viel öfter, dieweils ihnen nach ihrem Willen geht. Und wie die Alten sich
füllen, blärren und rufen, folgt ihnen gleichergestalt das Gesinde und die Kin
der, welche meinen, es fei ihnen, weil’s den Alten wohlstehet, auch rühmlich,
im Haus und auf der Gaffe mit großem Geschrei nach. Nahet die Zeit herbei,
da man scheiden soll, findet man die, so sich am beschwerlichsten zu kommen
1) Quieksen, wie wenn eine Sau abgestochen wird.
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