um ihn zu halten, der Landgraf ihm im Jahre 1582 hundert Gulden als Bei-
steuer zu einem Hauskauf verehrt, so ermahnt er ihn doch dabei, das Geld
nicht zu verlaufen. Das Geschenk war gewiß am Platze; denn der Preis von
1 1/ 2 Taler für ein fertiges Bild war auch für die damalige Zeit nicht viel.
Der dritte der hiesigen Hofmaler, Christoph Jobst, wurde im Jahre 1580
angestellt. Von ihm wissen wir wenig. Die Fürstenbilder aus dem goldenen
Saal, wenn erhalten, würden eine der kostbarsten Sammlungen ihrer Art sein;
einige davon haben in der Löwenburg eine Zufluchtsstätte gefunden, einige an
dere sollen sich im Schloß zu Philippsruhe befinden; auch sind einige wenige, die
bei dem Brande des alten Schlosses gerettet wurden, im hiesigen Privatbesitz.
Als die Haupt Vertreter der Bildhauerkunst am hiesigen Hof unter Land-
graf Wilhelm IV. haben wir bereits die beiden Niederländer Elias Godefroy
von Cambray und Adam Lequier de Beaumont als die Verartiger des Epitaphs
Landgraf Philipps im Chor der hiesigen St. Martinskirche namhaft gemacht.
Beide schufen auch die Skulpturen im sogenannten Alabastergemach des Land-
grafenschlosses, von denen noch vier im Eingangssaal des hiesigen Museums
vorhanden sind: der Garten Eden, das jüngste Gericht, die Geschichte des
reichen Mannes und die Geburt, Kreuzigung und Himmelfahrt Christi. Die
Ehebrecherin, deren Sünden Christus in den Sand schreibt, ist nicht mehr er-
halten. Auch dem Bildhauer Wilhelm Dernuken 1 ) sind wir schon begegnet,
dessen Erfindung namentlich die schönen Renaissancegiebel in unserer Stadt
sind. Sein Wohnhaus war am Graben Nr. 40, das zweite Haus von der Ecke
nach der Marktgasse zu. Sehr bedeutende Künstler waren die Herber, 1 2 ) An-
dreas und Anton, Vater und Sohn, von denen zwar hier keine Bildwerke
nachweisbar sind, wohl aber auswärts, wie z. B. die schönen Grabmäler des
Grafen Daniel von Waldeck und seiner Gemahlin Barbara, der Tochter Land-
graf Philipps, in der Kirche zu Netze; ferner ein solches in der Kirche zu Wich-
dorf, die zu besprechen hier der Raum gebricht. Der leider ohne Not besei-
tigte Brinkbrunnen (Abb. Tafel 6) wurde 1586 vom Steinmetzen Jakob von
Ulm verfertigt.
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Neben der korporativ geschlossenen und organisierten Hofgemeinde
steht als zweite Gruppe die Beamtenschaft der Landesverwaltung, welche
wiederum ihren eigenen privilegierten Gerichtsstand vor der Kanzlei hat.
1) Scherer: Der niederl. Bildhauer W. V. in hess. Diensten (Repertorium s. Kunstw.,
Bd. 31, S. 218 ff.) — Brunner: Über W. V.’s bildhauerische Tätigkeit in Cassel (Z. H. G.,
Bd. 43, S. 71 ff.)
2) Knetsch: Baugeschichte des Landgrafenschlosses (Z. H. 6., Bd. 40, S. 312.)