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Verständnis entgegenbrachte. 6r hat sie zwanzig Jahre an seinem Hofe
beschäftigt, — allerdings wechselnde Truppen und nicht ununterbrochen,
da sie auch sonst im "Reich, an Fürstenhöfen und in freien Städten auftraten,
aber immer als „fürstlick hessische Diener und Comoedianten“ und mit der
Empfehlung des Landgrafen ausgerüstet, die ihnen die Pforten öffnete.
Traten sie anfangs hier unter freiem Himmel oder in den Sälen des Schlosses
auf, so machte sich allmählich das Bedürfnis eines regelrechten Komödien
hauses geltend. Daraus erwuchs der erste Theaterbau, nicht nur in hiesiger
Stadt, sondern des ganzen Deutschen Reiches, das sogenannte Ottoneum,
nach des Landgrafen ältestem Sohne Otto benannt, auf der Stelle des Tla-
turalienmuseums am Steinweg. Don der äußeren Gestalt dieses Schauspiel
hauses wissen wir nur wenig; denn als Dilich im Jahre 1605 seinen Plan
der Stadt Cassel aus der Vogelschau anfertigte, den die Merians 1646
ihrer Topographia Hassiae zugrunde legten, war das Gebäude erst eben
abgesteckt. Aber die Front nach dem alten Schlosse zu mit ihrem stattlichen
Renaissancegiebel, von Wilhelm Oernuken gebaut, ist noch bis auf den heutigen
Tag erhalten. Hier lag die Bühne, während die Gegenseite, im Halbkreis ge
schlossen, nach Art der römischen Amphitheater mit ovalen Sitzreihen versehen
war. Es wird als „sehr hoch von Steinen, ohne Säulen oder Pfeiler“, beschrie
ben, das etliche tausend Zuschauer fassen könne. 1 ) Die Decken waren gemalt,
die Einrichtung sonst sehr einfach. Als der große Krieg aller Kunst ein Ende
bereitete, mußte unser Schauspielhaus teils als Soldatenkirche, teils als Gieß-
haus dienen, bis es unter Landgraf Karl — mr unter Erhaltung der Giebel
seite — abgerissen wurde, um einem Kunsthaus (Hufeum) Platz zu machen.
Es darf bestimmt angenommen werden, daß im Ottoneum auch die
Dramen Shakespeares über die Bretter gegangen find und die deutschen Zu
schauer hingerissen haben, ebenso wie die Fiarlowes und anderer. Diesen hatte
man in Deutschland nichts an die Seite zu setzen, tüas Noritz, der sich in allen
Arten lateinischer Dichtkunst versucht hat, im Bühnenspiele leistete, können
wir leider nicht beurteilen, da außer den Titeln kaum etwas erhalten ist. Tlur
die Dramen eines hiesigen Dichters, sogar eines kaiserlichen Poeta laureatus,
find uns erhalten, die lateinischen Schulkomödien des Konrektors der hiesigen
Stadtschule, Hermann Fabronius. was dieser vielseitige Plann, den wir be
reits als den Verfasser der Eklogen in Wilhelm Dilicks Ritterspielen kennen
lernten, an Poesie in den deutschen und lateinischen Sinnsprüchen in Wil
helm Wessels wappenbuch niedergelegt hat, kann uns allerdings keinen hohen
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1) Duncker a. a. 0., S. 268 f.