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treten und gestoben, und von ihren Diensten aus früheren Jahren wollte
niemand etwas wissen. Der Vergleich, den Hans Wilhelm Kirchhof zwischen
beiden zieht, ist wohl das Bitterste, was er geschrieben hat. Und was er sagt,
mag für die Zeit, wo er schreibt, nicht aus der £uft gegriffen fein. Den Hof
Philipps kann er dagegen nicht wohl im Auge gehabt haben, da es bekannt
ist, wie dieser Fürst in seinem Testament für die alten Diener gesorgt hat. —
Ging das Gespräch von Jagd- und Kriegsabenteuern aus, so war der Apo
theker Jorge Hündisch (seine Apotheke stand auf dem Platze des Hauses Tlr. 8
der Brüderstrafje) ein beliebter und wegen seiner derben Spässe gern gesehener
Gesellschafter an Philipps Tisch, eine Art lustiger Kat; wurde er freilich einmal
zu derb, so mutzte er sich’s auch gefallen lassen, datz man ihn zeitweilig an die
Tust setzte, und datz ihm die Hunde zum allgemeinen Gaudium die Fetzen aus
seinem weiten Hantel rissen. Seine Geschichten, diese und andere, sind viel
belacht lange in der Beute Hund geblieben. Ein anderer trefflicher Erzähler
und guter Gesellschafter, der ehemalige Himer Barfützermönch Dionysius
Helander, den Philipp 1535 als Prediger an seinen Hof berief, und der ihm
durch die Vollziehung der Trauung mit der Hargarete von der Sahl gefällig
sich erwies, hat sie dann seinem Sohne gleichen Hamens weiter erzählt, und
so fanden sie ihren Weg in die vom Enkel Otto Helander herausgegebene
bekannte Schwanksammlung der „Joeoseria", in der sich noch manche andere
Anekdote aus Cassels fröhlicher Zeit vorfindet. Jst doch das 16. Jahrhundert
die Zeit derber Ausgelassenheit! Daher finden wir an Philipps Hofe auch noch
jenen anderen beliebten Zeitvertreib, der von dem seines Sohnes Wilhelm
sofort verschwindet, das find die Hofnarren. Wir kennen dieser privilegierten
Spatzmacher im hiesigen Schlosse drei: Joachim mit den weitzen Hühnern,
Peter Bernhaut und einen Ungenannten, armselige Gesellen, so armselig wie
die Komik, die im „Wendunmuth" von ihnen berichtet wird, Überbleibsel
aus einer versinkenden Zeit. Und solche Überbleibsel sind im 16. Jahrhundert
auch, trotz aller Pracht, die dabei entfaltet wird, die Turniere und Ritterspiele.
Denn ihr alter Zweck, Übungen für den Kriegsfall zu fein, bestand angesichts
der Feuerwaffen und der im Felde ausschlaggebenden Jnfanterietaktik nicht
mehr; ihr Verfall wird durch die Entfaltung von Pracht und Schaugepränge
wohl aufgehalten, aber nur um so deutlicher.
Hachdem Bandgraf Philipp zu Fastnacht 1534 ein glänzendes Turnier
an seinem Hofe dahier veranstaltet hatte, bei dem der König Christian von
Dänemark, die Herzöge Heinrich und Erich von Braunschweig und viele
Grafen und Herren anwesend waren, lud er schon für den Juli des nächsten
Jahres wiederum zu einem solchen ein, vielleicht aus Anlatz der Geburt seines
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